Am 31. Januar 2014 flog Klaus Ohlmann mit einer Stemme S10 in einem bislang einzigartigen Flug über den 8848 Meter hohen Mount Everest. Zuvor war Ohlmann bereits in den Anden unterwegs und legte 2.463 Kilometer in 14 Stunden zurück. Mit dieser Information ist über die Leistungs- und Einsatzfähigkeit der Stemme S10 eigentlich schon alles gesagt, oder?
Beim Flug über das Himalaja hatte Ohlmann übrigens eine 3D-Spezialkamera des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an Bord. Ihm gelangen einzigartige Bilder. Die Stemme ist für das Mountain Wave Project im Einsatz. Sie unterstützt die Erforschung atmosphärenphysikalischer Prozesse.
Stemme S10 präsentiert ein innovatives Konzept
- Zugegeben, der normale Fliegeralltag sieht anders aus. Die Stemme S10 ist ein Kompromiss zwischen Motor- und Segelflugzeug. Über diese typische Charakterisierung hinaus ist sie aber mehr als das: Mit ihren 23 Metern Spannweite, Winglets, Einziehfahrwerk, den nebeneinander angeordneten Pilotensitzen, dem ungehinderten Rundumblick und vor allem mit dem im Propellerdom versenkbaren Propeller bietet sie einen ehrfürchtigen Anblick.
- Der Flieger wird von der Firma Stemme AG in Straußberg bei Berlin gefertigt. Weltweit soll es zusammen mit dem Schwestertyp Stemme S6 circa 250 Exemplare geben. Auf deutschen Flugplätzen ist sie eine eher seltene und dementsprechend auffällige Erscheinung.
- Ihre Rumpflänge beträgt 8,42 Meter, die maximale Flugmasse liegt bei 850 Kilogramm. Hinter den Piloten sitzt meist ein Vierzylinder-Boxer-Limbach-Motor mit 84 Pferdestärken mit zwei Vergasern. Die Tanks fassen jeweils 45 Liter AVGAS. Sie erlauben eine Reichweite von circa 1.750 Kilometern.
- Die Propellerblätter fallen nach der Abschaltung des Motors aus der Arbeitsstellung heraus in eine Ruhestellung, in der der Propellerdom zurückgezogen wird und den Propeller vollständig verdeckt. In dieser Konstellation bringt die Stemme ihre Segelflugeigenschaften voll zur Wirkung. Die Gleitzahl wird mit 1 : 50 angegeben.
Dies sollten Interessenten beim Kauf berücksichtigen
- Die Flächen werden über eine Länge von jeweils sechs Metern auseinandergenommen. Der Aufbau ist von zwei geübten Personen binnen 15 Minuten zu bewerkstelligen. Eine ernsthaft ausgeführte Vorflugkontrolle benötigt je nach Erfahrung vielleicht zehn Minuten. Dann ist die Stemme startklar.
- Da die inneren Tragflächen mit normalem Aufwand nicht abbaufähig sind, muss eine ausreichend große Stellfläche von mindestens 12 Metern Breite vorgehalten werden. Im aufgebauten Zustand benötigt der Flieger mit seinen 23 Metern Spannweite eine ausreichend große Rangierfläche. Die Winglets helfen bei der seitlichen Orientierung.
- Wie bei vielen Motorseglern und Ultraleichtfliegern beschränkt sich die Körpergröße der Piloten auf circa 1.85 Meter (ohne Fallschirm). Das Gewicht beider Piloten sollte circa 165 Kilogramm nicht überschreiten.
- Das Steigverhalten ist bei einer Abhebegeschwindigkeit von 85 Stundenkilometern richtig gut und verbessert sich mit dem Einfahren des Fahrwerks (circa vier Meter pro Sekunde). Die Abrissgeschwindigkeit liegt laut Flughandbuch bei circa 87 Stundenkilometern bei Motor im Leerlauf und ausgefahrenem Fahrwerk.
- Im Segelflug erinnert sie an die Flugeigenschaften eines Twin-Astir. Sie reagiert auf handfeste Befehle und liegt majestätisch und selbstbewusst in der Hand.
- Die Stemme ist aufgrund ihrer anspruchsvollen Handhabung nicht für Fluganfänger und auch nicht unbedingt für die fliegerische Grundausbildung geeignet. Wer die Thermik beherrschen will, sollte dies auf einem reinen Segler gelernt haben. Alles andere führt dazu, dass fliegerische Qualitäten nicht bis in die letzte Konsequenz erarbeitet und angewandt werden können.
Entscheidend für einen Kauf ist regelmäßig der Wunsch, unabhängig zu sein, jederzeit und fast überall starten und landen zu können und je nach Anforderung und Bedarf mit Motor zu fliegen oder ohne Motor die Thermik zu nutzen. Langeweile kommt so garantiert keine auf. Stemme zu fliegen, ist beständiges Vergnügen und Herausforderung zugleich. Neuigkeiten werden im "Stemme Owner Club" über das Internet weitergereicht.
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