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Modell des demografischen Übergang - die Phasen erklärt

Inhaltsverzeichnis

Großvater hebt Kind hoch.
Großvater hebt Kind hoch. © Johnny Cohen / unsplash.com
Das Modell des demografischen Übergangs dient zur Vorhersage der Entwicklung einer Bevölkerung bezüglich ihrer Größe. Aber was zeigen die verschiedenen Phasen und warum gibt es auch Kritik am Modell?

Was stellt das Modell des demografischen Übergangs dar?

Das Modell des demografischen Übergangs basiert auf der Beobachtung westlicher Industriestaaten und sagt die wahrscheinliche Entwicklung einer Bevölkerung über einen längeren Zeitraum voraus. Es ist deutlich erkennbar, dass sich die Raten mit jeder Phase verändern. Der demografische Übergang bezeichnet also die Entwicklung von der Anfangsphase (Phase 1) in die Endphase (Phase 5) des Modells.

Die fünf Phasen zeichnen sich jeweils durch eigene Merkmale aus. Für die Einteilung der Phasen sind die Geburtenrate, die Sterberate sowie die Zuwachsrate besonders wichtig.

In den folgenden Abschnitten lernen Sie die fünf Phasen des Modells des demografischen Übergangs mit ihren Eigenheiten kennen.

Prätransformative Phase — Phase 1

Die Prätransformativen Phase des demografischen Modells zeichnet sich aus durch eine hohe Geburten- und Sterberate. Da etwa genauso viele Kinder geboren werden wie Menschen sterben, wächst die Bevölkerung nur wenig oder wird sogar etwas kleiner. 

Die geringe Lebenserwartung bedeutet, dass die Menschen des Landes eher jung sind. Außerdem gibt es wegen der hohen Frauensterblichkeit (z. B. bei der Geburt) mehr Männer als Frauen. Die hohe Sterberate kann durch Kriegen, Hungersnöten oder unkontrollierbaren Seuchen verursacht werden. Das Land bereitet sich auf eine Veränderung der Bevölkerungsgröße vor.

Frühtransformative Phase — Die Einleitung

In der Frühtransformativen Phase des demografischen Übergangs nimmt die Sterberate sichtlich ab. Mit einer konstanten Geburtenrate kommt es zum Zuwachs in der Bevölkerung und der demografische Übergang wird eingeleitet.

Die Lebensstandards verbessern sich durch die Industrialisierung, der Hygienestandard wird höher und die medizinische Versorgung besser. Dadurch nimmt die Säuglingssterblichkeit ab, während die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. Die Bevölkerung wird also älter. 

Mitteltransformative Phase — Der Umschwung

In der Mitteltransformativen Phase sinkt die Sterberate weiter und man erkennt, dass nun auch die Geburtenrate erstmals zurückgeht. Die Zuwachsrate ist hier maximal, die Bevölkerung wächst also so stark wie in keiner anderen Phase des demografischen Übergangs. 

Durch weitere Verbesserungen von Hygiene und Gesundheitssystem sterben weniger Menschen als zuvor. Da von mehreren Kindern nun öfter alle überleben, bedeuten weniger Kinder für eine Familie eine geringere finanzielle Belastung und die Zahl der Geburten nimmt ab.

Spättransformative Phase — Das Einlenken

Die Spättransformative Phase ist die vorletzte Phase des demografischen Übergangs. Hier sinkt die Sterberate nur noch leicht, die Geburtenrate nimmt jedoch immer noch stark ab. Dadurch ist die Zuwachsrate gering und es ist erkennbar, dass die Bevölkerung nur wenig wächst. 

Die Gesellschaft ist jetzt eine Industriegesellschaft. Das bedeutet, dass mehr Menschen mit und an Maschinen arbeiten und die Industrialisierung das öffentliche Leben prägt. Durch die Verbesserung der Verhütungsmittel werden weniger Kinder geboren. 

Posttransformative Phase — Das Ausklingen

Die Posttransformative Phase zeichnet sich durch eine niedrige Geburten- und Sterberate aus. Die Bevölkerung wächst langsamer und die Bevölkerungsentwicklung klingt aus. Da im Land nur wenige Kinder geboren werden, ist eine Vergrößerung der Bevölkerung nur durch starke Einwanderung möglich.

Frauen leben durchschnittlich länger als Männer, deswegen gibt es in der letzten Phase des demografischen Übergangs einen Frauenüberschuss. Zudem ist vielen die Karriere wichtiger als zu heiraten und Kinder zu bekommen.

Konkrete Beispiele am Modells des demografischen Übergangs

Man kann sich denken, dass die Entwicklung nicht bei jeder Bevölkerung jedes Landes genau gleich abgelaufen ist. Gerade zwischen Industrie- und Entwicklungsstaaten gibt es einige Unterschiede im Ablauf des demografischen Übergangs. Das Modell kann also nicht bei jedem Land gleichermaßen angewendet werden.

Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts begann zwar nicht bei allen Ländern gleichzeitig, bei allen Industriestaaten jedoch etwa im gleichen Zeitraum. Heute befinden sich alle Industriestaaten, also Länder wie Deutschland oder die USA in der 4. und 5. Phase.

Bei Entwicklungsstaaten wie Ghana oder Nepal hingegen ist etwas ganz anderes zu beobachten: Der demografische Übergang kam nicht wie bei den Industrieländern automatisch mit der Industrialisierung. Erst mit der Unterstützung durch weiterentwickelte Länder konnte die Entwicklung der Bevölkerung auch hier beginnen. Heute befinden sich Entwicklungsländer meist in Phase 2 und 3.

Übrigens: In ärmeren Ländern sind Familien mit vielen Kindern sehr angesehen. Da viele Kinder in einer Familie oft das Überleben sichern, kommt es zu einem enormen Zuwachs der Bevölkerung. Dies wird auch Bevölkerungsexplosion genannt. Die Geburtenrate ist hier viel höher als in Industriestaaten in derselben Phase.

Kritikpunkte am Modell des demografischen Übergangs

Das Modell ist sehr kulturspezifisch und basiert auf der Verallgemeinerung westlicher Bevölkerungsentwicklungen. Einige Faktoren und ihr Zusammenhang sind nicht ausreichend geklärt, zum Beispiel der Zusammenhang der Geburten- und Sterberate mit Verstädterung und Industrialisierung.  Es lässt sich also keine universelle Prognose auf die Entwicklung jeder Bevölkerung treffen (auf Industrieländer ist das Modell meist besser passend). 

Kurz gesagt beschreibt das Modell den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung eines Landes und den dazugehörigen Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung. Es gliedert den demografischen Übergang in mehrere Phasen und erklärt, wie sich Veränderungen in der Gesellschaft auf die Bevölkerung auswirken. Das Modell bietet somit eine theoretische Grundlage für die Analyse von Bevölkerungsentwicklungen, ist aber für eine allgemeingültige Prognose zu unspezifisch.

helpster.de Autor:in
Jana Stadelmann
Jana StadelmannJana ist Autodidaktin und Digitalnomadin aus der Tourismuswirtschaft und in vielen Ländern zuhause. Japanisch hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Das zeigt ihre Begeisterungsfähigkeit Neues zu lernen aber auch ihr Wissen rund um verschiedenen Lernmethoden, das sie in der Kategorie Schule vermittelt.
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