"Du siehst nicht schön aus, weil du immer so komische Hosen trägst." So ein Satz kann dazu führen, dass sich ein Kind nicht mehr in den Kindergarten traut und das ist gar nicht so selten. Bereits Vorschulkinder schließen sich zusammen und suchen sich gezielt andere Kinder aus, um diese zu ärgern. Fakt ist daher: Mobbing gibt es auch im Kindergarten. Wenn Sie als pädagogische Fachkraft einen Verdacht haben, sollten Sie handeln.
So erkennen Sie Mobbing unter Kindern
Um Mobbing in Ihrer Einrichtung zu erkennen, müssen Sie Ihre Kinder und deren Spiel- und Sozialverhalten gut beobachten. Sie sollten wissen, wer mit wem befreundet ist, welche "Grüppchen" sich bilden usw.
- Besonders in Mädchengruppen kommt Mobbing im Kindergarten häufig vor. Während Jungen ihre Konflikte häufig durch offensichtliche Aggression austragen, verlaufen sie bei Mädchen eher unterschwellig und unbeobachtet.
- Achten Sie darauf, ob es Kinder gibt, die häufig verloren am Rand stehen oder sich vergeblich bemühen, in eine bestimmte Clique aufgenommen zu werden. Sprechen Sie diese Kinder an und fragen Sie nach.
- Nehmen Sie Kinder, die sich hilfesuchend an Sie wenden, immer ernst. Nicht hinter jedem Streit steckt eine Mobbing-Absicht. Kindergartenkinder müssen ihre sozialen Kompetenzen erst trainieren und selbst unter besten Freunden kann es zu Konflikten kommen. Kritisch wird es dann, wenn ein Kind immer wieder von mehreren Seiten abgewiesen oder verletzt wird und sich nicht wehren kann.
- Hellhörig sollten Sie werden, wenn Eltern von Verhaltensänderungen ihres Kindes berichten. Will ein Kind die Kita plötzlich nicht mehr besuchen, klagt es morgens über undefinierbare Schmerzen, dann kann das einen ernsten Hintergrund haben.
Mobbing stoppen und vorbeugen
- Um Mobbing zu unterbinden, sollten Sie zunächst das Vertrauen des betroffenen Kindes gewinnen. Ziel ist es, dass es sich Ihnen anvertraut. Finden Sie heraus, ob es von einem einzelnen Kind oder von einer Gruppe geärgert wird. Innerhalb dieser Gruppe wird es sicher eine Art "Anführer" geben. Häufig ist dieser besonders beliebt, zeigt ein großes Selbstbewusstsein und kann sich überdurchschnittlich gut artikulieren.
- Ziehen Sie auch Ihre Kolleginnen hinzu. Vielleicht haben einige von ihnen bereits ähnlich alarmierende Beobachtungen gemacht. Fragen Sie auch bei den Eltern des vermeintlich gemobbten Kindes nach, ob sie Verhaltensänderungen beobachtet haben.
- Stärken Sie das Selbstbewusstsein des betreffenden Kindes, indem Sie es ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Loben Sie es häufig, auch vor der gesamten Kindergruppe. Manchmal kann es auch helfen, das Kind räumlich von dominanteren Kindern zu trennen. Erwähnen Sie, dass andere Kinder sicher noch eine nette Freundin, bzw. einen netten Freund gebrauchen können.
- Suchen Sie dann das Gespräch mit den Kindern, welche verletzende Dinge sagen. Am besten reden Sie zunächst mit jedem Kind einzeln und dann mit der Gruppe. Erklären Sie, wie sich das betroffene Kind fühlt und appellieren Sie an das Mitgefühl der Kinder. Fragen Sie: "Wie würdet ihr euch in dieser Situation fühlen?"
- Setzen Sie immer auch die Eltern der Kinder in Kenntnis. Diese sollten in Ruhe zu Hause mit ihren Kindern besprechen, wie verletzend Worte sein können.
- Thematisieren Sie das Thema Ausgrenzung und Mobbing immer wieder auch präventiv in Ihrer Kindergruppe. Dies kann in Form eines Rollenspiels, eines Theaterstückes oder mit Hilfe eines Buches geschehen. Machen Sie den Kindern klar, dass jeder Mensch einzigartig ist und individuelle Merkmale hat. Das Credo sollte lauten: "Jeder ist ein bisschen anders, trotzdem halten wir als Gruppe zusammen."
Es ist wichtig, Mobbing und Ausgrenzung schon bei Vorschulkindern ernst zu nehmen und dagegen anzuarbeiten. Gleichzeitig gilt es, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, damit niemand zum Opfer wird.
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