Literarästhetisch - Definition

Literatur kann man auf verschiedene Weise analysieren. In der Schule steht oftmals die Bedeutung im Vordergrund, die vorgegeben ist. Hier gibt es einen „richtigen“ Weg, wie Texte gedeutet werden sollen und diese Interpretation steht bereits vorher fest. Die Schüler lernen, anhand von Textmerkmalen (z. B. Reimen, Rhythmen im Text) genau diese Art der Deutung vorzunehmen. Stattdessen kann aber auch manchmal die individuelle Wirkung eines Textes thematisiert werden.

Was bedeutet literarästhetisch?

• Im Unterricht müssen Schüler häufig Texte lesen oder diese auch deuten und interpretieren. Meistens ist dabei vorgegeben, wie die "richtige Interpretation" etwa aussehen sollte, und Ziel ist es, zu erlernen, die Kriterien dieser erwünschten Deutungsweise im Text zu finden.
• Dabei kann die Wirkung, die ein literarisches Werk auf eine Person hat, auch in den Hintergrund geraden, denn entscheidend ist für diese Art des Umgangs mit Texten nicht, was eine Einzelperson über das Werk denkt oder was sie beim Lesen empfindet, sondern was als Bedeutung gewissermaßen vorgegeben ist und im Text gefunden werden soll.
• Einen anderen Weg geht hingegen der literarästhetische Umgang mit Schriftstücken. Hier geht es darum, das Werk als Kunst zu sehen und nicht als eine Sammlung von Strukturmerkmalen. Dabei werden zwar auch Inhalte interpretiert, aber es wird nicht mehr vorgegeben, in welche Richtung die Deutung stattfinden soll oder anhand welcher Merkmale sie erfolgen soll.
• Stattdessen soll beim literarästhetischen Umgang mit Werken der Text in seiner Wirkung auf eine Person betrachtet werden; Schüler analysieren etwa, wie das Geschriebene auf sie wirkt, welche Gedanken es auslöst und welche Gefühle dabei entstehen.

Wie der Unterricht literarästhetisch gestaltet werden kann

• Ein wesentliches Mittel für die literarästhetische Deutung von Texten ist das freie Gespräch. Hier sollen zwischen Lehrer und Schülern verschiedene Möglichkeiten der Interpretation analysiert und abgewogen werden. Es soll ein Gedankenaustausch stattfinden, ohne dass der Lehrer das meiste vorgibt.
• Dabei können auch unterschiedliche Möglichkeiten der Deutung gleichberechtigt nebeneinander stehen. Der Unterricht ist also mehr ein Diskurs, wo Schüler ihre Meinungen äußern und ein Lehrer eher nachfragt, wie die Schüler zu dieser Deutung kommen, anstatt etwas fest vorzugeben.
• Ein Nachteil der literarästhetischen Vorgehensweise besteht aber darin, dass gerade in der Schule nicht alle Kinder gern und motiviert lesen. Das freie Interpretieren setzt allerdings voraus, dass sich die Schüler auch beteiligen und sich Gedanken über Texte machen wollen. Es besteht die Gefahr, dass nur diejenigen einbezogen werden, die auch Freude am Lesen haben und gern darüber diskutieren.