Manch einer geht jedem Konflikt aus dem Weg, ein anderer hingegen scheint in einem Konflikt zu einer zerstörerischen Hochform aufzulaufen: Entscheidend für das individuelle Konfliktverhalten sind die Emotionen, die in einem Konflikt hochkommen.
Zwei grundsätzliche Konflikttypen
- Ein Tier kann im Falle einer Bedrohung angreifen oder flüchten - oder sich tot stellen. Ähnlich ist das Verhaltensrepertoire, das der Mensch im Konfliktfall hat. Manche Menschen flüchten aus jedem Konflikt, indem sie zum Beispiel sofort nachgeben, andere hingegen lassen es darauf ankommen und greifen ihr Gegenüber verbal oder gar körperlich an. Eine verbale Reaktion kann beispielsweise in lauten Beschuldigungen des "Gegners" bestehen.
- Das völlig Ignorieren eines Konfliktes als Alternative gleicht dem "Totstellen". Was nicht sein soll, wird nach allen Kräften ausgeblendet. Der Konfliktbeteiligte versucht, selbst unsichtbar zu werden und völlig unbeteiligt an der Situation zu erscheinen.
Unterschiedliche Konfliktstile
- Neben dieser grundsätzlichen Einteilung gibt es noch differenziertere Konfliktstile. Der amerikanische Konfliktforscher Kenneth W. Thomas unterscheidet beispielsweise fünf Konfliktstile. Für die Einteilung der unterschiedlichen Stile sind zwei Grundeinstellungen entscheidend: die Orientierung an eigenen Bedürfnissen auf der einen Seite und die Orientierung an Bedürfnissen anderer Menschen auf der anderen Seite.
- Wenn Sie sich in einem Konflikt ausschließlich an Ihren Bedürfnissen und Interessen orientieren und Ihnen diejenigen der anderen Beteiligten egal sind, dann gelten Sie nach der Einteilung von Kenneth W. Thomas als "durchsetzungsstark". Orientieren Sie sich hingegen nur an den Interessen der anderen, dann gelten Sie nach dieser Einteilung als "nachgebend" beziehungsweise "anpassend".
- Ein dritter Stil besteht in der Vermeidung. Hierbei gehen Sie dem Konflikt aus dem Weg, weder Ihre Interessen noch die der anderen sind dabei im Blick.
- Haben Sie hingegen beide Seiten im Blick, sind Sie kompromissbereit. Es geht Ihnen darum, sich irgendwo in der "Mitte" zu treffen, dafür muss womöglich jeder ein Stück weit nachgeben.
- Geht es Ihnen hingegen um einen Ausgleich beziehungsweise eine Balance der Bedürfnisse auf beiden Seiten, folgen Sie einem "Win-win-Konfliktstil". Niemand soll seine Bedürfnisse im Konflikt zurückstellen müssen, sondern sie sollen gleichermaßen erfüllt werden.
Selbstbeobachtung schafft Bewusstsein
- Wenn Sie selbst besser einschätzen wollen, zu welchem Konflikttyp beziehungsweise Konfliktstil Sie neigen, dann hilft dazu eine genaue Selbstbeobachtung. Da dies im Eifer eines Konflikts für Ungeübte schwierig ist, können Sie es am Anfang mit der Analyse erlebter Konfliktsituationen versuchen.
- Überlegen Sie, wie Sie sich in der Vergangenheit verhalten haben. Vielleicht war es Ihnen in einer Situation lange nicht bewusst, dass es überhaupt einen Konflikt gibt. Oder Sie haben zum Beispiel sofort nachgegeben, als Ihr Partner seinen Urlaubswunsch äußerte, obwohl Sie eigentlich ganz woanders hinfahren wollten.
In einem Konflikt verhalten sich Menschen sehr unterschiedlich. Nicht jeder spielt "Rambo" und nicht jede versteckt sich als "kleine graue Maus".
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