Alle Kategorien
Suche

Konflikt zwischen Israel & Palästinensern einfach erklärt

Inhaltsverzeichnis

Jerusalem: eine geschichtsträchtige Stadt im Zentrum des Nahostkonflikts.
Jerusalem: eine geschichtsträchtige Stadt im Zentrum des Nahostkonflikts. © Anton Mislawsky / unsplash.com
Der Nahostkonflikt ist seit Generationen immer wieder in den Nachrichten vertreten. Seit Oktober 2023 dominiert er auch soziale Netzwerken. Hier erklären wir die Geschichte hinter dem Krieg, wer involviert ist und wie man Medienberichte zum Thema deutet.

Was ist der Nahostkonflikt und welche sind die Eckdaten?

In Zentrum des Nahostkonflikts stehen die Gebiete Israels und Palästinas. In aller Kürze geht es darum, dass beide Völker Anspruch auf dasselbe Stück Land im Mittleren Osten erheben. Die Region zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer beheimatet sowohl für Juden, als auch Muslime und Christen zahlreiche bedeutsame religiöse Stätten. Dazu gehören zum Beispiel die Klagemauer und die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem.

Der Ursprung des Nahostkonflikts

Um den Beginn des Konflikts zu ermitteln, müsste man sehr weit zurückschauen.  Aber die Zeit ab dem Ende des 19. Jahrhunderts ist für die heutigen Entwicklungen entscheidend, weil sich in dieser Zeit durch die Einmischung von Europa eine territoriale Neuordnung des Nahen Ostens ereignete. Europäische Großmächte haben nach dem Fall des Osmanischen Reichs willkürlich Landesgrenzen gezogen, ohne die Struktur der damals in der Region ansässigen arabischen Gesellschaft zu berücksichtigen. 

Ebenfalls zum Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Zionismusbewegung, weil die gesellschaftliche Gleichstellung von Juden vielerorts fehlgeschlagen ist. Zionismus ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Interpretationen und Ideale, die jedoch alle gemeinsam haben, dass sie den Staat Israel für Juden als Ende der Flucht vor Antisemitismus sehen. Laut Zionisten ist das Gebiet zwischen Mittelmeer und Jordanien das Heimatland der Juden und eine Rückführung aller Juden nach Israel ihr Ziel.

Die britische Besatzung von Palästina

Ab 1918 stand Palästina (wie das heutige Staatsgebiet von Israel damals häufig benannt wurde) unter britischer Regierung. Die Ankunft von mehr als 18.000 jüdischen Einwanderern zwischen 1919 und 1921 und Landkäufe im Jahr 1921 durch den Jüdischen Nationalfonds (gegründet 1901), die zur Vertreibung arabischer Bauern führten, erregte unter den arabischen Palästinensern Widerstand. 1928 kam zu grösseren Auseinandersetzungen aufgrund von religiösen Praktiken in Jerusalem an der Klagemauer (heilige Stätte im Judentum) und nahegelegenen dem Felsendom (heilige Stätte im Islam) kam. Die jüdische Einwanderung wurde von den Briten daraufhin kurzzeitig gestoppt. Mit der zunehmenden Verfolgung der Juden in Europa erreichte sie aber in den 1930er Jahren einen erneuten Höchststand.

1935 bot die britische Regierung an, einen Legislativrat mit 28 Mitgliedern einzusetzen, in dem die Araber (sowohl Muslime als auch Christen) die Mehrheit hätten. Obwohl die Araber im Rat nicht im Verhältnis zu ihrer Zahl vertreten wären, kritisierten die Zionisten ihn als Versuch, die nationale Heimat einzufrieren. Die prekäre Wirtschaftslage in Palästina läutete daraufhin die mehrere Jahre dauernde arabische Revolte ein. Die britische Regierung bemühte sich eine Lösung zu finden, um sowohl für die arabische als auch jüdische Bevölkerung eigene Staaten in der Region zu schaffen. Alle Versuche scheiterten, während beide Bevölkerungsgruppen weiter wuchsen und sich religiös getrennte Städte bildeten.

Die Situation nach dem 2. Weltkrieg

Das Ende des 2. Weltkriegs und des Holocaust brachte eine Großzahl von überlebenden Juden aus Europa nach Palästina. Die Zionisten waren bemüht, sämtliche Einreisebeschränkungen aufzulösen, während die arabischen Palästinenser von der britischen Regierung Unabhängigkeit als arabischen Staat forderten. Zwar haben die Vereinten Nationen 1947 eine Aufteilung beschlossen, um je einen Staat für die jüdische sowie die arabische Bevölkerung zu errichten, doch arabische Länder lehnten den Plan ab. Als das britische Mandat am 1948 endete, rief die jüdische Bevölkerung den Staat Israel aus. Es folgte der erste von mehreren israelisch-arabischen Kriegen, während denen immer mehr palästinensische Gebiete von Israel erobert wurden. Palästina wird dabei von umliegenden arabischen Staaten unterstützt.

Die zwei Sichtweisen auf den Nahostkonflikt

Wie in jedem Streit geht es auch im Nahostkonflikt um die unterschiedlichen Sichtweisen der involvierten Parteien auf dieselbe Situation. Im nachfolgenden Abschnitt versuchen wir aufzuzeigen, wie die Ausgangslage aus Sicht der jüdischen Israelis und der arabischen Palästinenser aussieht.

Die Sicht der jüdischen Israelis

Stellen Sie sich vor, Ihre Familie wird seit sehr langer Zeit wegen Ihrer Religion verfolgt. Und noch viel schlimmer: Einem Teil der Familie und vielen Freunden wurde unvorstellbar Schreckliches angetan. Dann verspricht Ihnen jemand ein Grundstück. Aber nicht irgendeines. Sondern eines, das für Sie sehr bedeutsam ist. Weil schon Ihre Vorfahren vor langer Zeit dort gelebt haben, weil die Wurzeln Ihrer Religion dort liegen und damit auch Ihre eigenen. Weswegen Sie finden: Das versprochene Grundstück ist eigentlich die ganze Zeit schon Ihr Stück Land gewesen. Selbstverständlich werden Sie es beackern und pflegen, sodass aus dem Grundstück, das Sie Ihr Eigen nennen, Ihre neue alte Heimat wird.

Die arabisch-palästinensische Sicht

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie wohnen mit Ihrer Familie auf einem Grundstück. Genauer gesagt hat Ihre Familie seit Generationen dort gelebt. Weswegen Sie selbstverständlich sagen: Dies ist Ihr Grundstück. Doch dann kommt eine andere Familie und beansprucht das Land für sich. Sie besetzen Ihr Haus, Ihren Garten, sie zwingen Sie und Ihre Familie zur Flucht. Sie sagen: Das hier ist nicht Ihr Grundstück – es ist unseres und das ist es schon immer gewesen. Sie weisen Ihnen ein anderes Grundstück zu. Aber auch dort dürfen Sie nicht frei sein. Dabei wurde auch Ihnen etwas versprochen, dafür hatten die Vorfahren Ihres Volkes sogar gekämpft: Freiheit. Doch jetzt müssen Sie sich an die Regeln halten, die die neue Regierung Ihnen auferlegt.

Wo stehen Israel und Palästina 2023?

Die arabisch-palästinensischen Gebiete beschränken sich heute auf das Westjordanland (wo inzwischen aber auch mehr als 600.000 israelische Siedler leben) und Gaza. Wer von Ost-Jerusalem und dem West-Jordanland nach Israel fahren will, benötigt eine entsprechende Bescheinigung. Die Grenzen zwischen Gaza und Israel, aber auch Ägypten, sind für die Mehrheit der Bevölkerung geschlossen. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Zwar gab es immer wieder Verhandlungen, doch ein anhaltender Frieden wurde bis heute nicht erzielt.

Der Anschlag der Hamas (der Militärflügel der führenden Partei in Gaza) auf Israel am 7. Oktober 2023 wurde von Israel mit einer wochenlang anhaltenden Militäroffensive und Bombardierung von Gaza beantwortet.

Inzwischen geht es bei dem Konflikt sowohl um Land, als auch um Heimat und Identität. In der Zeit seines Bestehens hat er rund 116.000 Menschen das Leben gekostet und zwei Völker hat er über Generationen hinweg zutiefst traumatisiert.

So deutet und schätzt man Medienberichte zum Thema ein

Die aktuellen Entwicklungen in Israel, Palästina und Gaza werden sowohl von herkömmlichen Medien wie Fernsehen und Zeitungen, als auch auf sozialen Netzwerken zahlreich geteilt. Bilder von zerstörten Häusern und blutenden Menschen gehen in Windeseile um die Welt. Doch man darf nicht vergessen, dass es sich bei internationalen Konflikten immer um vielschichtige Auseinandersetzungen handelt. Die Verfasser und Herausgeber von den Berichten, die Europa und den Rest der Welt erreichen, verfolgen oftmals klare Ziele und unterliegen den Regeln von Geldgebern und Regierungen. Darum ist es wichtig, die Quellen der Medienberichte zu kennen und sich nicht nur auf eine davon zu verlassen.

Fakten und Zahlen bieten eine gute Grundlage für neutrale Diskussionen. Allerdings müssen diese auch immer in Relationen gestellt werden, um genaue Vergleiche aufzuzeigen. Außerdem ist hier einmal mehr die Glaubwürdigkeit der Quellen von unglaublicher Wichtigkeit, weil die Leser aufgrund von falschen Meldungen eigene Schlüsse ziehen können.

Diskussionspunkte in Europa

In Europa drehen sich Diskussionen vielfach um Antisemitismus und Hamas als Terrororganisation. Dabei ist es als erstes wichtig, die Begriffe richtig zu verstehen.

Unter Antisemitismus wird feindliches Verhalten gegenüber Juden zusammengefasst. Als Folge der systematischen Verfolgung der Juden im 2. Weltkrieg gilt heute Antisemitismus in vielen Teilen Europa als schwerwiegendes Vergehen. Weil Israels Existenz als Staat darauf basiert, dass er eine sichere Heimat für Juden sein soll, können je nach Auslegung auch abschätzende Bemerkungen gegen das Land als antisemitisch gelten.

Die Hamas ist eine militante islamistische Bewegung und eine der beiden großen politischen Parteien in den Palästinensergebieten. Sie regiert mehr als zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen, aber die Gruppe ist vor allem für ihren bewaffneten Widerstand gegen Israel bekannt. Dutzende von Ländern haben die Hamas als terroristische Organisation eingestuft, obwohl einige diese Bezeichnung nur auf ihren militärischen Flügel anwenden. Der Iran unterstützt sie materiell und finanziell, und die Anführer sind seit den frühen 2000er Jahren in verschiedenen Länder im Mittleren Osten ansässig.

Wann hat der Krieg ein Ende?

Es ist davon auszugehen, dass es noch sehr lange dauern wird, bis eine Lösung für den Nahostkonflikt gefunden wird. Inzwischen geht es sowohl um Land, als auch um Heimat und Identität von zwei Völkern, die seit der britischen Besatzungszeit über Generationen hinweg zutiefst traumatisiert worden sind. 

Die Überzeugung von Staaten, Organisationen und Menschen, über das eigene Bleiberechte auf dem Stück Land im Mittleren Osten, scheint Ende 2023 stärker denn je. Hinzukommt die internationale Gemeinschaft, die aus politischen, wirtschaftlichen und religiösen Gründen ebenfalls involviert ist, und nochmal ganz unterschiedliche Strategien verfolgt für die Zukunft der Region.

Um die vielschichtige Problematik zu verstehen und weiter zu beobachten, gilt es unterschiedliche vertrauenswürdige Quellen zu berücksichtigen und Medienbeiträge und deren Absichten kritisch zu hinterfragen.

helpster.de Autor:in
Jana Stadelmann
Jana StadelmannJana ist Autodidaktin und Digitalnomadin aus der Tourismuswirtschaft und in vielen Ländern zuhause. Japanisch hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Das zeigt ihre Begeisterungsfähigkeit Neues zu lernen aber auch ihr Wissen rund um verschiedenen Lernmethoden, das sie in der Kategorie Schule vermittelt.
Teilen: