Definition einer kollektiven Identität
- Als kollektiv wird eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die durch gemeinsame Normen oder Werte zu einer Gruppe zusammengefasst werden kann. Kollektiv leitet sich aus dem lateinischen Wort "colligere" ab und bedeutet zusammenfassen oder zusammentragen.
- Sie können zwischen organisierten und unorganisierten Kollektiven unterscheiden.
- Unorganisierte Kollektive erkennen Sie daran, dass Sie zwar durch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickeln, aber die Interaktion zwischen den einzelnen Mitgliedern einer kollektiven Gruppe nicht vorhanden ist bzw. diese sich auch nicht kennen müssen. Nehmen Sie bspw. die Gemeinsamkeiten von Menschen, die gerne in ihrer Freizeit Sport machen, so müssen diese nicht vernetzt sein, um Sie als kollektiv beschreiben und definieren zu können. Dieses Beispiel können Sie dann auch auf politische Einstellungen übertragen.
- Haben Sie es nun mit einer Gruppe von Menschen zu tun, die Sie als kollektiv bezeichnen würden und darüber hinaus noch versucht, durch Interaktionen gemeinsame Ziele und Handlungen festzulegen, haben Sie es mit einem organisierten Kollektiv zu tun. Politisch motivierte kollektive Gruppen arbeiten oft freiwillig an fortschrittlichen Zielen und versuchen, diese gleichberechtigt zu erreichen.
- Um sich genauer in die Materie der kollektiven Identität zu arbeiten, sollten Sie die Definitionen des Kollektivverhaltens und des Kollektivbewusstseins kennen.
- Das Kollektivverhalten steht für eine unstrukturierte Reaktions- oder Verhaltensweise in einem Kollektiv, die zwar nicht zufällig, aber auch nicht durch soziale Interaktion innerhalb des Kollektivs erfolgt. Dies ist bspw. bei der Meinung der öffentlichen Meinung gut zu beobachten.
- Das Kollektivbewusstsein ist eine Definition für gemeinsame Werte, Ziele und geistige Eigenschaften eines Kollektivs.
- Kritiker unterstellen kollektiven Gruppen, dass sie das Bewusstsein des Einzelnen durch das Bewusstsein der Gruppe verdrängen. Anstelle von Verantwortung für das eigene Ich würde die Verantwortung gegenüber der kollektiven Gruppe treten.
Die kollektive Identität des Einzelnen am Beispiel Vegetarismus
- Nehmen wir mal für einen kurzen Moment, an Sie gehören zu den Menschen, die den Geschmack von Fleisch nicht mögen.
- Damit gehören Sie zum kollektiv der Menschen, die kein Fleisch mögen, müssen sich aber nicht zwangsläufig zu den Vegetariern zählen.
- Mögen Sie Fleisch einfach nicht und verbinden damit Missempfinden und einen Geschmack, der Ihnen nicht zusagt, dann bilden Sie mit anderen Menschen, die dasselbe Empfinden haben, ein Kollektiv, ohne mit diesen anderen Menschen in Verbindung stehen zu müssen. Sie müssen keine gemeinsamen Ziele oder Wertvorstellungen teilen. Tatsache ist, Sie verbindet dasselbe Gefühl und Sie fühlen sich in diesem Punkt zueinander zugehörig und können den Begriff des Kollektivs verwenden.
- Nun könnte man anhand dieser Tatsache Menschen beobachten, die kein Fleisch mögen und gemeinsame Verhaltensweisen beobachten (Ablehnung von Fleischgerichten usw.), aber diese würde nicht durch gemeinsame Abstimmung oder Interaktion erfolgen, sondern als logische Konsequenz. Sie gehören einem unorganisierten Kollektiv an.
- Mögen Sie aber kein Fleisch und beschließen Sie, sich offiziell zu den Vegetariern zu zählen und bewusst auf den Konsum von Fleisch zu verzichten, um ein kollektives Ziel wie bspw. Tier- und Naturschutz zu erreichen und stehen Sie in Interaktion zu anderen Vegetariern, bilden Sie mit anderen Vegetariern ein organisiertes Kollektiv.
- Sie haben nun eine kollektive Identität in sich aufgebaut. Auf der einen Seite haben Sie Ihre persönliche Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch und haben sich vegetarische Wertvorstellungen angeeignet, auf der anderen Seite gehören Sie zur Gruppe der Vegetarier und könnten aus der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe Schlüsse zu Ihrer eigenen Identität schließen. Ihre eigene Identität und Ihre kollektive Identität gehören nun zusammen jedoch sind beide Identitäten nicht statisch, sondern beeinflussen sich gegenseitig.
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