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Klinkerfassade dämmen - so geht´s

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Dämmarbeiten an einer Hausfassade
Dämmarbeiten an einer Hausfassade © Alina Kuptsova / cdn.pixabay.com
Die Forderung nach Energieeinsparungen ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Umsetzung der Energiewende. Deshalb haben alle Dämmmaßnahmen an Gebäuden eine hohe Bedeutung erlangt. Klinkerfassaden können mit überschaubarem Aufwand auch in Eigenleistung wirkungsvoll gedämmt werden. Hier sollen Sie einen Überblick über die Möglichkeiten, die geeigneten Materialien und die Ausführung erhalten.

Die geeignete Bausubstanz

Der Begriff "Klinkerfassade" suggeriert auf den ersten Blick ein festes Mauerwerk ohne Bauschäden und in einem tadellosen Zustand. Soll eine solche Front mit einem Dämmstoff belegt werden, muss sie auch trocken sein und eine tragfähige Oberfläche haben. Das heißt, Sie müssen darauf achten, dass keine bauchemisch bedingten Schäden sichtbar sind und dass ein vorhandener Anstrich unlösbar haftet. 

 Sollte sich an Ihrer Außenwand Feuchtigkeit zeigen, sei es durch dunkle Flecken oder Schimmel und Moos, muss diese Wand vorher unbedingt trockengelegt werden. Die Dämmung haftet dann nicht und /oder verschlimmert möglicherweise das Schadbild bis zur Zerstörung des Bauwerks. 

Legen Sie Wert auf das bestehende Aussehen Ihrer Fassade, gibt es nur zwei Optionen: 

1) Auf die Dämmung verzichten 

2) Auf Innendämmung ausweichen

Grundsätzlich hat Außendämmung immer Priorität. Bei Innendämmung riskieren Sie eine Verschlechterung des Raumklimas und Schimmelbildung, da die Mauern stark abkühlen können. Holen Sie sich in diesem Fall Rat bei einem Spezialisten für Bausanierung. 

Das geeignete Dämmmaterial

  • Eine Klinkerfassade ist prädestiniert für das direkte Bekleben mit dem Dämmstoff. Diese Methode ist einfach ausführbar und kostengünstig. Damit die Oberfläche wieder mit einem Witterungsschutz versehen werden kann, kommen folgende Materialien in Frage:
  • Glas- und Steinwolle ist ein weiches Material, das gute Dämmwerte bietet und leicht zu verarbeiten ist. Als Witterungsschutz muss aber eine wasserdichte Verblendung darüber montiert werden. Die Dämmung ist atmungsaktiv und schwer entflammbar. 
  • Styropor ist ein Hartschaum mit guten Dämmwerten und kostengünstig. Es ist leicht zu verarbeiten und wasserabweisend. Ein Nachteil ist die bedingte Brennbarkeit und es hat eine negative Umweltbilanz. Die Preise bewegen sich für 100mm-Dämmplatten bei 10€/m²
  • PUR-Schaum hat ähnliche Eigenschaften wie Styropor, jedoch einen höheren Dämmwert. Daher auch der höhere Preis pro m²: 17€. Alle Hartschaumplatten sind kaum atmungsaktiv, können aber mit einem speziellen Putzmörtel versehen, eine ansprechende Optik erzeugen. 
  • Speziell für Mauerbereiche, die mit Erde in Kontakt kommen, eignen sich wasserabweisende Materialien mit hoher Härte. Hier ist in erster Linie Schaumglas zu empfehlen. Es ist druckfest und undurchlässig, sowie umweltfreundlich, aber relativ teuer:  Der m²-Preis liegt etwa bei 50€. 

Die praktische Ausführung

  1. Prüfen Sie vor dem Arbeitsbeginn den Zustand der Fassade. Bei jahrzehntealten Oberflächen ist meist eine Art Patina aus Umwelteinflüssen zu finden. Eine Reinigung macht sich dann notwendig, um die Haftung zu gewährleisten . Im Zweifel schafft eine Probe Gewissheit.
  2. Verwenden Sie immer den für Ihr System mitgelieferten Kleber. So haben Sie die Gewähr, keine Risiken bei einer Reklamation einzugehen. Beachten Sie die vom Hersteller vorgegebenen Verarbeitungsanweisungen.
  3. Arbeiten Sie sich von unten nach oben durch. Setzen Sie die Platten im Verbund, wie es auch bei Ziegelsteinen gemacht wird. An den Ecken lassen Sie jede 2. Schicht um Materialstärke überstehen, damit auch hier ein Verbund entsteht.
  4. Den Kleber tragen Sie nicht etwa flächig auf, sondern punktuell, wie beim Würfel mit 5 Augen. Die Menge an Kleber soll immer gleich sein, um Höhenunterschiede zu vermeiden. Die Konsistenz des Klebers ist so zu wählen, das sich die Platte nach dem Andrücken noch korrigieren lässt.
  5. Haben Sie die Wahl, bevorzugen Sie Dämmstoffplatten mit einem Falz. Damit entstehen keine Spalten, ergo auch keine Wärmebrücken. Kontrollieren Sie die Bündigkeit der Fläche gleich nach dem Kleben mit einem Richtscheit / einer langen Wasserwaage.
  6. Bei den Fensterbänken kann es sein, dass sie besser entfernt werden um sie nach der Isolation durch breitere zu ersetzen. Diese Maßnahme müssen Sie zeitnah erledigen, um zu vermeiden, dass Wasser hinter die Dämmung gelangt. 
  7. Als Wetterschutz wird fast immer ein spezieller Putz oder eine andere geeignete Beschichtung aufgebracht. Beachten Sie daher an den Fensterlaibungen die erforderliche Materialdicke, damit dort wieder eine ebene Fläche entsteht. Die Fenster können in der Regel unangetastet bleiben, sie liegen dann nur etwas tiefer in der Fassade.

Eine Klinkerfassade mit nostalgischem Wert außen zu dämmen, mag für viele Fachleute Frevel sein. Möchten Sie aber auf lange Frist Ihre Heizkosten senken, gibt es kaum andere Lösungen, die dabei nicht zu Problemen führen. Besonders bei denkmalgeschützten Gebäuden sollten Sie sich deshalb mit Ihrem Bauamt beraten, um gangbare Lösungen im gegenseitigen Interesse zu finden. Die Investition in eine Außendämmung wird sich auf jeden Fall amortisieren und sorgt gleichzeitig für ein besseres Raumklima im Haus. 

helpster.de Autor:in
Wil Flammiger
Wil FlammigerWil ist gelernter Landwirt mit großem Garten und ausgebildeter Schweißer. Im Laufe der Jahre hat er sich Fertigkeiten im Heim- und Handwerk selbst angeeignet, diese Erfahrungen gibt er schon seit vielen Jahren bei helpster.de weiter.
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