In England wohnen - den richtigen Ort finden
Wenn Sie darüber nachdenken, nach England auszuwandern, ist es wichtig, dass Sie den passenden Ort für sich finden. London, die europäische Metropole schlechthin, hat mit teeseliger Sherlock-Holmes-Romantik wenig zu tun.
- Die Stadt ist sehr laut, sehr hektisch und zudem teuer. Für ein WG-Zimmer sind Preise über 300 Pfund pro Monat ganz normal. Wohnungen im Zentrum sind unter 1000 Pfund kaum zu bekommen.
- Denken Sie also darüber nach, in eine kleinere Stadt im Londoner Großraum oder eine andere Ecke der Insel zu ziehen. England hat viele wunderschöne Seiten zu bieten. Den typischen britischen Lebensstil können Sie in Birmingham oder Liverpool, aber auch in ländlichen Regionen wie Devon oder Yorkshire besser genießen.
Doch was macht diesen Lebensstil eigentlich aus?
Das tägliche Leben in England
Man denkt im ersten Moment, dass sich das Leben in England nicht allzu sehr von dem in Deutschland unterscheidet. Was die groben Grundsätze angeht stimmt das: Beide Staaten gehören zur EU, beide sind ähnlich organisiert, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Wie Deutschland, ist England ein Land, in dem der Dienstleistungssektor regiert, Job-Hierarchien sind ähnlich wie hier. Doch es gibt viele alltägliche Kleinigkeiten, die sich auf der Insel vom Leben hier unterscheiden.
- Kultur wird hochgehalten - und zwar die eigene. Die Engländer sind viel patriotischer als die Deutschen. Sie sind stolz auf ihre Geschichte und ihre Sonderstellung innerhalb Europas. Dies zeigt sich an ihrer Verweigerung dem Euro gegenüber. Auch die Verehrung der Royals ist fester Bestandteil des Lebens. Die Zeiten, in denen die Stars des Punk die Königsfamilie verteufelten, sind vorbei. Man schätzt vor allem die Queen sowie die jüngste Royal-Generation und das auf allen Ebenen: Deko, Klatsch und Mode. Sie werden in England nicht daran vorbeikommen.
- Noch etwas, das die Engländer von den Deutschen unterscheidet: Sie haben eine andere Art an sich. Im ersten Moment wirken sie, da sie äußerst höflich sind, oft steif und reserviert. Dann erweisen sie sich aber als Meister des Small Talks. Sie wissen, wie man Konversation macht und zeigen sich interessiert an vielen Dingen. Enge Freundschaften schließt man jedoch schwerer, als beispielsweise in den USA - Einladungen zum Tee sollten Sie daher nicht ausschlagen.
- Der Tee ist ein weiterer Stichpunkt. Natürlich ist die Tea Time ein Klischee, aber kein aus der Luft gegriffenes. Gerade in den ruhigeren Regionen schätzt man den Fünf-Uhr-Tee. Dieser wird in aller Ruhe mit ein paar Scones bei der Zeitung, einem Buch oder einem kleinen Plausch eingenommen. Wundern Sie sich also nicht, wenn nachmittags zwischen 4 und 6 alles ruhiger läuft. Viele Engländer ziehen sich dann zurück, um sich, ähnlich wie bei der spanischen Siesta, eine Auszeit zu gönnen.
- Ansonsten ist man in England gern geschäftig. Dies zeigt sich schon beim Einkauf: Die großen Supermärkte quellen an allen Wochentagen über. Manche Einkäufer laden sich gleich zwei Einkaufswagen voll - auf Angebote herrscht ein regelrechter Run.
- In Unternehmen werden Fleiß und Eigeninitiative geschätzt - das beginnt schon bei der Bewerbung. Engländer sind zudem sehr kollegial. Berufliche Beziehungen greifen schnell auf den privaten Bereich über, Firmenfeiern sind beliebt. Es gilt zudem: Es ist recht einfach, sich hochzuarbeiten.
- Was den Lebensstandard angeht, ähnelt England Deutschland sehr. Die hauptsächlichen Unterschiede finden sich beim Wohnraum: In ländlichen Regionen setzt man auf Eigenheime. Diese sind nicht groß, aber man hat ein kleines Grundstück mit Garten.
- "Garten" und "draußen" sind weitere gute Stichworte für die Lebenskultur in England. Man ist gern draußen. Schon Kindergärten vertreten die sogenannte "Fresh Air Policy". Das bedeutet, dass die Kinder nicht zu dick angezogen sein sollen und dass mit ihnen viel an der frischen Luft gespielt wird. Auch Erwachsene trotzen dem englischen Wetter, so ziehen sich die Menschen auch bei kühlen Temperaturen noch luftig an. Abends sind viele Mädchen und Frauen bei Wind und Wetter in kurzen Kleidern und Sandalen unterwegs. Das könnte für Sie gewöhnungsbedürftig sein - mit der Zeit werden Sie aber feststellen, dass die englische Frischluftpraxis abhärtet.
Regionale Unterschiede in England
Die oben genannten Sitten und Gebräuche sind allgemeingültig. Dennoch gibt es, wie bereits erwähnt, große Unterschiede, was das Leben in London und im Rest Englands angeht.
- London ist nicht nur laut, voll und teuer, sondern auch ein sogenannter Melting Pot. Sie werden hier mit vielen verschiedenen Kulturen konfrontiert und jede davon beeinflusst das Stadtbild. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung stammen vom indischen Subkontinent, was vor allem die typische Londoner Küche beeinflusst - wenn Sie hier mit Freunden essen gehen, machen Sie sich auf Scharfes gefasst.
- Zudem leben mehr als eine halbe Million Muslime in London, die das Stadtbild stark prägen. Es wird öffentlich gebetet, viele tragen taditionelle Kleidung. Sie sollten sich davon als Neu-Londoner nicht irritieren lassen.
- Das Leben auf der Straße ist in London vor allem schnell, hektisch und anonym - wenn Sie schon mal in New York waren, haben Sie einen guten Vergleichswert. Die Geselligkeit wird daher vor allem bei abendlichen Treffen hochgehalten. Die Pubkultur ist nicht mehr so angesagt wie in anderen Gegenden Englands, dafür trfft man sich auf After-Work-Partys. Diese sind meist sehr überlaufen, es entstehen eher sporadische Partybekanntschaften als wahre Freundschaften. Spaß haben können hier im Schnitt alle zwischen 20 und 40.
- Generell findet das Leben viel draußen statt - man geht abends oft aus, sei es auf Partys, ins Musical oder Theater. Die Londoner Wohnungen sind daher eher klein und zweckmäßig. Viele Siedlungen entstammen früheren Jahrzehnten der Industrialisierung und wurden renoviert, haben aber einen urtümlichen Charme an sich.
Stammtische für Auswanderer
Wenn Sie eine Auswanderung nach London planen, nehmen Sie sich Zeit, um sich mit den dortigen Gepflogenheiten vertraut zu machen. Auch wenn Sie schon viele Urlaube auf der Insel gemacht haben, werden Sie sich zunächst fremd fühlen - das würde Ihnen aber in jedem Land so gehen. Ein guter Tipp ist es, sich eine deutsche Community zu suchen, mit der Sie sich regelmäßig über die Auswanderung austauschen können. Solche Communitys finden Sie über das Internet und Aushänge in Supermärkten, Gemeindehäusern und Kindertagesstätten. Oft veranstalten sie regelmäßige Stammtische zum allgemeinen Austausch.
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