Fliesen oder Kacheln
Heute werden diese beiden Begriffe oft als Synonyme verwendet.
- Kacheln sind wärmespeichernde Verkleidungen für Öfen. Sie wurden von Töpfern hergestellt. Teilweise wurden diese Kacheln auch als Wandverkleidungen verwendet.
- Fliesen waren ursprünglich dünne Steinplatten, die als Wandverkleidung oder Bodenbelag genutzt wurden. Das mittelniederdeutsche “vlise“ bedeutet Steinplatte. Später wurden auch gepresste keramische Platten als Fliesen bezeichnet.
Von der Herstellung sind alte Delfter "Fliesen" Kacheln. Diese wurden übrigens nicht nur in Delft produziert, sondern in vielen Städten wie Amsterdam, Gouda, Haarlem, Rotterdam und Utrecht. Man spricht daher oft von holländischen Kacheln.
Historische Motive der Deflter Keramik
- Die ältesten Kacheln aus dem Raum um Delft sahen anders aus als das, was man heute unter Delfter Kacheln versteht. Das Handwerk ist über Italiener und Spanier Ende des 16. Jahrhunderts in die damals spanischen Niederlande gelangt. Die Kacheln wurden mit typischen bunten maurischen Motiven geschmückt. Die Erzeugnisse waren bunt und mit Ornamenten geschmückt. Bildliche Darstellungen gab es selten, Menschen wurden darauf nie abgebildet.
- Erst als chinesisches Porzellan in Mode kam, änderten sich die Motive der Kacheln. Ab etwa 1620 wurden blaue, später auch violett (Mangan) einfarbige Motive üblich. Die Motive änderten sich, es gab auch Landschaftsbilder und Menschen.
- Da die Kacheln für große Öfen oder als Wandgestaltungen gedacht waren, haben sie meistens Eckmotive und ein zentrales Bild in der Mitte. Die geschmückten Ecken entfalten die Wirkung erst, wenn sich 4 Kacheln in einer Ecke treffen. Das zentrale Motiv zeigt oft typische Berufe.
Typische Merkmale durch das Produktionsverfahren
Das Produktionsverfahren hat sich im Laufe der Zeit geändert. Die Kacheln wurden aus ausgerollter Tonmasse, die so lange getrocknet wurde, dass sie so hart wie Leder war, mit einem Messer zugeschnitten.
- Die Kacheln wurden bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts mit Schablonen geschnitten, die an den Ecken 4 Nägel hatten, damit sie beim Zuschneiden nicht verrutschen konnten. Die Nägel hinterließen 3 oder 4 Abdrücke in den Kacheln. Die Löcher sind nach dem Glasieren und Brennen noch sichtbar und werden Backpunkte genannt.
- Etwa nach 1650 hatten die Schablonen nur 2 Nägel und hinterließen folglich nur 2 Vertiefungen. Sie sehen höchsten 2 Backpunkte.
- Ab etwa 1860 wurde das Verfahren geändert. Auf den neueren Kacheln gibt es keine Vertiefungen mehr.
- Da im 20. Jahrhundert für die Herstellung Pressen verwendet wurden, sehen Sie auf der Rückseite der neuesten Fliesen Rillen. Diese Produkte sind Fliesen, da Sie gepresst werden und nicht aus Ton zugeschnitten.
Hilfe bei der Altersbestimmung der Keramiken aus Holland
- Schauen Sie auf die Rückseite einer historischen Kachel aus Holland. Im 17. Jahrhundert wurde rötlicher Ton verwendet, im 18. sind die Rückseiten fast weiß, noch jüngere Kacheln sind gelblich bis grau gefärbt. Rillen auf der Rückseite deuten auf Pressen hin, die Fliesen sind aus dem 20. Jahrhundert.
- Messen Sie die Dicke des Scherbens. Ist er dicker als 1,5 cm, dürfte das Produkt von vor 1600 stammen, ab 1630 war er meist nur noch 1,2 cm dick. Ab 1700 waren Dicken von weniger als 1 cm üblich.
- Das zentrale Motiv und die Ecken bzw. Rahmen um das Zentralmotiv waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts sehr aufwendig. Mit steigender Nachfrage musste der Ausstoß der Manufakturen gesteigert werden, was zu einer schlichteren Gestaltung führte. Da ab dem 18. Jahrhundert die Produktionsmethoden verbessert wurden, konnte ab diesem Zeitpunkt wieder üppiger bemalt werden.
- Ab 1670 kamen auch Kacheln auf, bei denen es keine Eckmotive mehr gab, das Zentralmotiv füllte oft die ganze Fliese aus.
Weitere interessante Informationen finden Sie im Internet. Dr. Carlhoff hat auf seiner Seite delfter-fliese.de viele Informationen zusammengetragen.
Der Wert von Delfter Kacheln
Der Wert ist schwer zu schätzen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Manchmal kosten einzelne Fliesen einfach nur aus dem Grund viel, weil ein bestimmtes Motiv unbedingt benötigt wird, um eine Wand oder einen Ofen zu komplettieren.
- Alte Delfter Kacheln aus dem frühen 17. Jahrhundert haben in der Regel den größten Wert. Die über 1 cm dicken und reich bemalten Fliesen sind recht selten. Je nach Motiv zahlt Ihnen einen Sammler für diese Fliesen bis zu 3.000 €.
- Die meisten gut erhaltenen Kacheln dürften bei Sammlern etwa 100 € das Stück bringen. Feine Risse in der Glasur sind normal; Abplatzungen, Brüche oder fehlende Teile drücken den Wert erheblich.
- Repliken der Fliesen werden üblicherweise genauso hergestellt, wie es früher üblich war. Dadurch sind sie schwer vom Original zu unterscheiden. Solche nicht historischen Fliesen sind für ca. 25 € im Handel erhältlich.
- Nach den oben genannten Kriterien ist es Ihnen höchstens möglich, in etwa das Alter einer Fliese aus Holland einzuschätzen. Wenn Sie sich sicher sind, Kacheln zu besitzen, die vor dem 20. Jahrhundert produziert worden sind, sollten Sie Kontakt mit Sammlern aufnehmen. Dort erfahren Sie auch, wo Kacheln geschätzt oder versteigert werden.
Besonders schöne Exponate ansehen
- Tableaus sind Wandbilder, die aus verschiedenen Fliesen zusammengefügt sind. Besonders schöne Fliesentableaus finden Sie in Schloss Belvedere bei Weimar. Das Schloss kann April bis Oktober täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden. Die Signaturen an den Fliesen weisen den Hersteller aus, nicht den Maler.
- Im niederländischen Otterlo gibt es das Tegelmuseum. Hier gibt es nicht nur besonders schöne Kacheln zu sehen, sondern auch eine Reihe von Informationen über die Produktion.
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