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Herdenschutzhunde richtig erziehen

Ein Herdenschutzhund bei der Arbeit
Ein Herdenschutzhund bei der Arbeit
Seit mehr als 2000 Jahren werden Herdenschutzhunde gezüchtet, um eine weidende Herde zu beschützen. Ihr Mut, ihre Wachsamkeit und Eigenständigkeit sind die herausragenden Merkmale dieser faszinierenden Rasse. Aber genau wegen dieser Merkmale sind die Hunde auch nicht für jeden geeignet. Kommen sie allerdings in verantwortungsvolle Hände und werden sie ihrem Naturell entsprechend richtig erzogen, werden Sie zu wunderbaren Familienhunden.

Der Herdenschutzhund und sein Wesen

Wenn Sie einen Hund suchen, der bedingungslos gehorcht und Befehle auf Kommando ausführt, werden Sie mit einem Herdenschutzhund wohl nicht so glücklich sein. Herdenschutzhunde wie ein Kangal, Maremmano oder Kuvasz werden nie blinden Gehorsam zeigen. Das liegt nicht in ihrem Wesen und dafür sind sie auch nicht gezüchtet worden. Wer sich einen Hund dieser Rasse anschafft, sollte von vornherein bedenken, worauf er sich einlässt.

  • Ein Herdenschutzhund arbeitet und entscheidet selbstständig, wobei er einerseits Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Andererseits kann er aber auch blitzschnell in eine Situation eingreifen, wenn ihm das notwendig erscheint. Direkten Konfrontationen gehen die Tiere lieber durch Drohgebärden und tiefes Bellen aus dem Weg. Stellen Sie dem Hund Aufgaben, wird er diese zwar zuverlässig erfüllen - allerdings erst dann, wenn er es für richtig hält.
  • Alle Herdenschutzhunde besitzen einen festen Charakter, können ein sehr starkes Territorialverhalten zeigen und sind Fremden gegenüber sehr misstrauisch, aber keinesfalls aggressiv. Sie beschützen alles, was zu ihrem "Rudel" gehört. Das ist eben ihr Job. Wird der Hund aber von Kindheit an schon richtig erzogen und gut sozialisiert, bekommen Sie einen souveränen Begleiter und einen zuverlässigen Kumpel. 
  • Die meisten Herdenschutzhunde erreichen eine stattliche Größe und brauchen natürlich dementsprechend Platz. Zudem sind diese fantastischen Tiere äußerst freiheitsliebend, brauchen ständig neue Reize und ein Revier (großer Garten), das sie bewachen können. In einer Etagenwohnung kann ein Herdenschutzhund seiner Natur nicht nachkommen, was auf kurz oder lang zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Ein seriöser Züchter wird Ihnen auch keinen Welpen verkaufen, wenn Sie nicht nachweisen können, dass Sie eine artgerechte Haltung gewährleisten können.

Erziehung und Haltung

Ein Herdenschutzhund ohne richtige Erziehung und artgerechte Haltung ist wie ein Auto ohne Bremsen. Diesen - zugegeben merkwürdigen Vergleich - sollten Sie sich immer vor Augen halten. Doch so unzutreffend, wie Sie vielleicht glauben, ist der Satz gar nicht. Denn um so einen Hund richtig zu erziehen, brauchen Sie eine Engelsgeduld, Einfühlungsvermögen, Konsequenz und viel Liebe zum Tier.

  • Schon gleich am ersten Tag nach dem Einzug müssen Sie dem Welpen liebevoll klar zeigen, wer der Herr im Haus ist. Natürlich muss er sich eingewöhnen, aber nach Ihren Regeln. Nehmen Sie ihn ruhig in den Arm, wenn er nach seinem alten Rudel weint. Lenken Sie ihn ab, indem Sie ihm den Garten zeigen oder mit ihm spielen.
  • Ein Herdenschutzhund ist ein sogenannter Vollkontakthund. Wenn möglich, sollten Sie ihn als kleinen Welpen überall mit hinnehmen. So lernt er fremde Menschen kennen und vor allem sorgen Sie dafür, dass er nie den Kontakt zu anderen Hunden verliert. Besuchen Sie mit ihm eine gute Hundeschule, die die Eigenarten Ihres Hundes toleriert.
  • Sie dürfen Ihr neues Familienmitglied niemals zu etwas zwingen. Unter Umständen wird er den Hundeplatz sogar ganz meiden wollen und jegliche Mitarbeit in Zukunft verweigern. Wenn der Hund zwei-bis dreimal "Sitz", "Platz" oder "Bleib" gemacht hat und beim nächsten Mal keinen Sinn mehr darin sieht, spielen Sie mit ihm oder laufen Sie mit ihm einfach über den Platz. Machen Sie auch dem Trainer klar, dass sich der Hund niemals ganz unterwerfen wird und das das nichts mit Ungehorsam zu tun hat.
  • Gerade in der Dunkelheit zeigt ein Herdenschutzhund eine erhöhte Wachsamkeit und kann durch häufiges Bellen nicht nur den Nachbarn auf die Nerven fallen. Aber auch das können Sie ihm ganz schnell abgewöhnen. Gehen Sie gleich nach der Anschaffung auch abends mit ihm raus in den Garten und in die nähere Umgebung damit er sieht, dass es hier nichts Bedrohliches gibt. 
  • Bellt der Hund am Gartenzaum oder vor der Haustür, gehen Sie zu ihm hin, loben Sie ihn für das Bescheidsagen und beruhigen Sie ihn anschließend durch Körperkontakt. So zeigen Sie ihm, dass Sie "Herr der Gefahr" sind und nehmen Ihrem Aufpasser einen Großteil der Verantwortung ab. Sie werden sehen, wie schnell das nächtliche Gebell aufhört. 
  • Letztendlich müssen sich alle Familienmitglieder in der Erziehung einig sein. Was Bello nicht darf, darf er bei keinem, auch bei den Kindern nicht. Sonst macht Bello bald was er will und tanzt Ihnen auf der Nase herum. Denn ein Herdenschutzhund ist unglaublich schlau und lernt schnell. 
  • Und Sie müssen sich von Anfang an bewusst sein, wird dieser Hund nicht rechtzeitig und gut sozialisiert, wird es keinen Neuanfang mehr geben. Ansonsten ist ein Herdenschutzhund einfach nur das, was er ist - ein Hund wie jeder andere auch, nur eben mit seinen speziellen Charaktereigenschaften. Wenn Sie ihn aber liebevoll und konsequent erziehen und ihn als vollwertiges Familienmitglied akzeptieren, wird er es Ihnen bis zu seinem Lebensende mit anhänglicher Liebe danken.
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