Was Sie benötigen
- Persönlichkeitsanalyse Ihres Kindes
Früher war es einfacher. Der Grundschullehrer gab im Zeugnis der vierten Grundschulklasse eine Empfehlung ab, welche weiterführende Schule das Kind besuchen sollte. Fehleinschätzungen und elterliche Kritik am Urteil des Lehrers gehörten zum Schulalltag. Seitdem es diese Empfehlungen nicht mehr gibt oder unverbindlich sind, stehen Sie als Elternteil zusammen mit Ihrem Kind vor einer schwierigen Entscheidung.
Mit dem Zeitgeist aufs Gymnasium
- Befreien Sie sich zunächst von der am Zeitgeist orientierten Vorstellung, jedes Kind müsse das Gymnasium besuchen und unbedingt Abitur machen. Es scheint der Eindruck vorzuherrschen, ohne Abitur gäbe es keine berufliche Zukunft. Allzu oft wird dabei das Wohl des Kindes außer Acht gelassen.
- Machen Sie sich frei von der Vorstellung, dass der Besuch einer Realschule auf einer sozial abgesenkten Stufe zu beurteilen sei und nur ein Gymnasiast das gesellschaftliche Ansehen präge.
- Ausgangspunkt müssen die intellektuellen Fähigkeiten Ihres Kindes sein. Diese haben sich in der Grundschulzeit mindestens ansatzweise offenbart. Versuchen Sie zu erkennen, für was sich Ihr Kind interessiert und bereit ist, sich zu engagieren.
Schulabbrecher sind demotiviert
- Versuchen Sie, objektiv zu sein. Es ist fatal, wenn Sie Ihre Wunschvorstellungen auf Ihr Kind übertragen. Es nutzt nichts, wenn Sie wünschen, Ihr Kind möge Arzt oder Rechtsanwalt werden und müsse deshalb unbedingt das Gymnasium besuchen und Abitur machen. Haben die Kinder nämlich Schwierigkeiten, sich mit theoretischen Lerninhalten auseinanderzusetzen, werden sie sich für viele Jahre quälen und allzu oft scheitern.
- Bedenken Sie, dass die Lerninhalte am Gymnasium in der Regel sehr theoretisch geprägt sind, während sie auf der Realschule eine gewisse praktische Ausrichtung aufweisen.
- Tut sich Ihr Kind mit dem Auswendiglernen von Texten oder Lerninhalten schwer, wird es auf dem Gymnasium Probleme bekommen. Selbst wenn es die ersten Jahre einigermaßen übersteht, laufen Sie Gefahr, dass es vielleicht mit dem Anstieg der Komplexität des Lehrstoffes ab etwa der siebten oder achten Klasse im Gymnasium scheitert und die Schule verlassen muss. Der psychologische Effekt wirkt sich auf die Psyche des Kindes mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr nachteilig aus. Es verlässt die Schule mit dem Gefühl, dass es gescheitert ist, und muss den Neuanfang an einer anderen Schule oder gar in einer Lehre mit dem Gefühl der Niederlage beginnen.
- Wenn Sie also vor der Entscheidung stehen, ob das Gymnasium oder die Realschule der richtige Weg ist, überfordern Sie Ihr Kind nicht. Melden Sie es auf dem Gymnasium nur an, wenn Sie sich sicher sein können, dass es diesen Weg zu Ende gehen wird. Bedenken Sie, dass die Abbrecherquote am Gymnasium relativ hoch ist.
Realschule als sicherer Start ins Leben
- Haben Sie Zweifel, ob Ihr Kind das Gymnasium überlebt, bevorzugen Sie unbedingt die Realschule. Erweist sich Ihr Kind als in dieser Richtung entwicklungsfähig, kann es von der Realschule immer noch auf das Gymnasium wechseln und das Abitur machen. Der Gesetzgeber hat schließlich genau aus diesem Grunde den Zugang der Schulen untereinander geöffnet und will gerade Kinder fordern und fördern, die sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten so entwickeln, dass sie auch auf dem Gymnasium eine Zukunft finden.
- Bedenken Sie, dass auch die mittlere Reife an einer Realschule ein absolut ehrenwerter Abschluss ist, der den Weg zu vielen Berufen eröffnet. Zeigt Ihr Kind handwerkliche Fähigkeiten, sollten Sie es unbedingt in dieser Richtung fördern. Zwingen Sie es nicht, einen theoretisch veranlagten Beruf zu ergreifen. Jeder andere Beruf ist genauso ehrbar als der, der Abitur und Studium voraussetzt. Ohne diese Berufe könnte unsere Gesellschaft schließlich nicht existieren.
- Vergessen Sie den Populismus vieler Politiker, die Eltern dazu anregen, ihr Kind in jedem Fall aufs Gymnasium zu schicken. Es macht keinen Sinn, alle Menschen zum Gleichschritt zu zwingen. Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten und Veranlagungen, die es gilt, richtig zu nutzen. Sie als Elternteil stellen dazu die Weichen für Ihr Kind.
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