Autos zu fotografieren ist viel einfacher als Menschen, Tiere oder Landschaften. Sie rennen nicht weg. Lassen meist die Augen auf und sind auch nicht verschwitzt oder fangen plötzlich mit schlechtem Wetter an. Nun – Letzteres kann Ihnen auch bei Autofotos einen Strich durch die Tagesplanung machen.
Blende 8, die Sonne lacht. Blende zwei fürs Detail.
Damit ist für diesen Absatz eigentlich schon alles gesagt. Nein, Spaß beiseite. Kurz zum Grundsätzlichen: Die Blende ist die Öffnung des Objektivs, mit dem Ihre Kamera in die Welt schaut. Je größer sie ist, desto mehr Licht pro Belichtungsmoment kann zum Sensor vordringen. Aber auch: Je größer die Öffnung, desto schmaler wird der Schärfekorridor des Bildes. Das ist der Fokus. Und damit lässt sich prima spielen. Tatsächlich ist der Spruch von oben aus meiner Sicht als Autofotograf längst überholt. Moderne Digitalkameras können auch mit kleiner Blendenzahl (also großer Blendenöffnung) noch ein Bild einfangen. Hier werden die Belichtungszeit und die ISO (Sensorempfindlichkeit) dann soweit heruntergefahren, dass das Bild nicht überbelichtet wird.
Dies im Hinterkopf behalten. Denn später wird es in Sachen Bildausschnitt noch wichtig für die Bildgestaltung. Eine große Blendenöffnung ermöglicht Ihnen eine wunderbare Tiefenunschärfe. Manche Fotografen sprechen auch vom "Freistellen" des Objekts vor unscharfem Hintergrund. Hier spielen besonders sogenannte Festbrennweiten ihre Stärken aus. Das sind Objektive ohne Zoomfunktion. Klingt unpraktisch? Ist aber in Sachen Bildästhetik echt einen Blick wert. Mein Tipp: Fotografieren Sie gerne künstlerisch, werden Sie über kurz oder lang nicht an Wechselobjektiven und einer entsprechenden Kamera vorbeikommen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Blende 2.0 bedeutet, dass der Blendenkreis weit geöffnet ist. Blende 8 dagegen schließt die Blende sehr weit, sodass wenig Licht auf den Sensor fällt. Dafür ist das Bild in der Tiefe deutlich schärfer. Ich würde in der Autofotografie also den umgekehrten Weg gehen: Um möglichst viele Details einzufangen, können Sie eine kleine Blende wählen. Um eine schöne Komposition vom gesamten Auto hinzubekommen, würde ich immer mit offener Blende fotografieren.
Beim Smartphone haben Sie diese Möglichkeit natürlich nicht. Und Sie können auch die Blende nicht unbedingt manuell kontrollieren. Aber der Effekt einer offenen Blende ist besonders dann spürbar, wenn Sie in die Bildkomposition eben einen klugen Bildausschnitt und eine spannende Perspektive mit verschiedenen Ebenen einbauen. Das bringt uns zum nächsten einfachen Abschnitt, wie Sie Ihre Autofotos vom Schnappschuss auf Top-in-Schuss-Level bringen.
Vordergrund macht Bild gesund. Und müde Autos munter.
Ich arbeite gerne mit verschiedenen Ebenen. Das bedeutet, dass ich das Bild um das Hauptmotiv herum aufbaue. Idealerweise besteht die Szene dann aus mindestens drei Ebenen. Den extrem nahen Vordergrund direkt vor Ihrer Kamera. Die Ebene, auf der Sie das Auto platzieren, z. B. die Stellfläche oder bei sogenannten Rolling Shots bzw. Car-2-car-Aufnahmen die Straße sowie als dritte Ebene den Hintergrund. Dieser sollte aus meiner Sicht für einen modernen aber zeitlosen Look so weit wie möglich von Ihrer Kamera entfernt sein.
Fotografierst Sie Ihr Auto statisch vor spannender Architektur oder einem neutralen, flächigen Hintergrund, platzieren Sie es mindestens in zwei Metern Abstand vorm Hintergrund. Je mehr Abstand Sie zwischen Auto und Hintergrund bekommen, desto besser aus meiner Sicht. Draußen können Sie beispielsweise eine Anhöhe suchen, bei der der Hintergrund mehrere hundert Meter in die Unschärfe verschwindet.
Und nun kommt die Würze ins Spiel: Um noch mehr Komposition und Blickführung ins Bild zu bringen, würde ich extrem nah an der Kameralinse eine weitere Ebene im Bild aufmachen: Den Vordergrund. Das können in der Natur ein Büschel Gras, ein Zweig mit Blättern oder in urbaner Umgebung eine Hauskante sein. Diese Elemente nutzen Sie als Störer am Bildrand. Eine offene Blende (siehe oben) sorgt dafür, dass der Störer extrem unscharf und damit artifiziell wirkt. Gleichzeitig können Sie so z. B. mit einer aufsteigenden Linie die Blickführung auf das eigentliche Motiv lenken - in unserem Fall das Auto.
Wie Sie Autos fotogen machen
- Waschen! Ein sauberes Auto erspart Stunden an Nachbearbeitung mit dem Stempel in Photoshop und es macht ohnehin viel mehr Spaß, ein sauberes Motiv zu haben.
- Bei Innenraumfotos alle Lüftungsdüsen gerade, Navi-Bildschirm aus oder auf eine Kartenansicht, Lenkrad gerade.
- Bei Außenaufnahmen Licht an!
- Ruhig mit Lenkradeinschlag spielen: Mal rechts, mal links, mal Räder geradeaus aus der gleichen Perspektive und hinterher suchen Sie das gefälligste Bild heraus.
- Standards zuerst fotografieren: Front, Heck, Seite, Schräg vorne, Schräg hinten, Cockpit frontal, Fahrersitz seitlich.
- Dann die Kür und Kunst: Car-2-Car, Mitzieher oder aufwändige Belichtungen.
- Morgenstund hat Gold im Mund und abends schlägt die blaue Stunde: Fotografieren Sie immer morgens oder abends. Das ermöglicht spannende Licht-/Schattenspiele.
- Nehmen Sie sich Zeit für Details: Schaltknauf, Lenkrad solo, Schriftzüge, Besonderheiten im Motorraum oder anderen Bauteilen.
- Schaffen Sie eine Kamera mit Wechselobjektiven an. So bekommen Sie ein Verständnis für die grundsätzlichen Zusammenhänge in der Fotografie.
Der wichtigste Tipp kommt nicht in die Liste. Denn ich empfinde ihn als den maßgeblichsten überhaupt: Gehen Sie raus! Fotografieren Sie. Mit der Übung kommt die Souveränität. Und wenn es nur an geparkten Autos ist: Es macht unheimlich viel Freude, am Ende das Ergebnis auf dem Bildschirm zu sehen. Oder mit der RAW-Datei herumzuexperimentieren.
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