Man freut sich wie Bolle - das steckt dahinter
Vor Angst "zittern wie Espenlaub", sich "schwarz ärgern" oder schimpfen "wie ein Rohrspatz" - für nahezu jede Gefühlsregung gibt es im deutschen Sprachgebrauch Metaphern. So auch dann, wenn es darum geht, die Freude über etwas Bestimmtes zum Ausdruck zu bringen.
- Dabei strahlt man entweder "wie ein Honigkuchenpferd" - oder man "freut sich wie Bolle". So stellen Sie sich womöglich hierbei die Frage, wer oder was denn dieser/dieses Bolle überhaupt ist.
- Die Wurzeln besagter Redewendung gehen dabei zurück auf den Berliner Sprachgebrauch, welcher ja bereits an sich reich an Wortschöpfungen und -kreationen ist.
Einer Redewendung auf der Spur - eine Zeitreise
- Wenn sich jemand "wie Bolle freut", so ist damit im ursprünglichen Sinne von einer Person die Rede, welche im 18. Jahrhundert in Brandenburg gelebt hat: der Barbier Johann Friedrich Andreas Bollmann, welcher seinerzeit schlicht unter dem Namen Fritze Bollmann bekannt war.
- Eigentlich war "Bolle" damals alles andere als fröhlich, denn seine tragischen Lebensumstände ließen ihn mit der Zeit aus Frust und Gram immer häufiger immer tiefer "ins Glas schauen". Mit der Folge, dass er sich zum Gespött der Gesellschaft machte und nurmehr müde belächelt wurde.
- Als wäre das nicht schlimm genug, so entstand schon zu seinen Lebzeiten ein Lied, das sein Schicksal auf makabere Weise auf die Schippe nimmt.
- Dieses alte Volkslied ist mittlerweile in unterschiedlichen Variationen zu finden, jedoch ist der Inhalt letztlich doch gleich: Fritze Bollmann, das "Stehaufmännchen", welches trotz oder auch gerade wegen harter Schicksalsschläge und vielen "Steinen" auf seinem Lebensweg von den Menschen in seinem Umfeld einfach nicht ernst genommen wird - macht er sich doch im betrunkenen Zustand immer wieder selbst lächerlich - und trägt so letztlich immer wieder zur Erheiterung der Menschen bei.
In der Tat kein fröhliches Leben voller Freude und Lebenslust - aber dennoch kennt den "Bolle" selbst heute noch fast jedes Kind - zumindest dem Namen nach. Und das ist doch auch was. "Ein Schelm, der Böses dabei denkt!"
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