Politische Karikaturen dienen dazu, politische Ereignisse und Handlungen in satirischer Weise darzustellen und damit zugleich kritisch zu hinterfragen. Auch bei dem Bild "Fragt sich, wie lange die Flitterwochen dauern werden", handelt es sich um eine solche Karikatur.
Wie lange "Flitterwochen" zwischen Diktatoren dauern werden
- Die Karikatur erschien am 9. Oktober 1939 - und damit mehr als einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkrieges - im "Washington Star" und trug dort den Originaltitel "Wonder how long the honeymoon will last?". Sie zeigt Stalin und Hitler als Braut und Bräutigam. Der auf der linken Seite im Frack als Bräutigam abgebildete Hitler, der die Hand Stalins hält, wirkt so, als führe er die "Braut" Stalin zum Traualtar.
- Aufgrund der Rollenzuschreibungen als Braut und Bräutigam und der Körperhaltungen erscheint Hitler als der aktivere und führende Part des "Paares". Den zeitgeschichtlichen Hintergrund für die Karikatur bildeten die deutsch-sowjetischen Verhandlungen, die am 23. August 1939 in den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (auch als "Hitler-Stalin-Pakt" bezeichnet) und am 28. September 1939 in den deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag mündeten. Bei letzterem Vertrag handelte es sich um eine Ergänzung des Erstgenannten, der die Grenzlinien nach dem Einmarsch deutscher und sowjetischer Truppen in Polen genauer bezeichnen sollte.
- Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt war auf zehn Jahre befristet und garantierte u. a. die sowjetische Neutralität beim Einmarsch deutscher Truppen in Polen - dass die "Flitterwochen" des Deutschen Reiches mit der Sowjetunion jedoch so lange nicht dauern würden, zeigte sich bereits knapp zwei Jahre später mit dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion.
Das Ausland fragt sich nach den weiteren Kriegsabsichten
- In der Karikatur wird deutlich, dass sich das Ausland nach dem Angriff Deutschlands auf Polen nach weiteren Kriegsabsichten Hitlers fragte. Der Gesichtsausdruck Stalins, der den Bräutigam Hitler wie eine verliebte Braut anzulächeln scheint, deutet darauf hin, dass dem sowjetischen Diktator vom Karikaturisten eine gewisse Naivität bescheinigt wurde.
- Denn die Kommunistenverfolgungen im Deutschen Reich und dessen Hochrüstung ließen es vielen Beobachtern als unwahrscheinlich erscheinen, dass der Hitler-Stalin-Pakt tatsächlich langjährige "Flitterwochen" zur Folge haben würde. Aufmerksamen Zeitgenossen musste er daher wie eine "Zwischenstation" erscheinen, die dem Deutschen Reich zunächst nur die Kriegführung gegen Polen ermöglichen sollte.
Wer sich fragt, wie lange "Flitterwochen" zwischen Diktatoren dauern werden, der sollte nach den eigentlichen Absichten hinter deren politischem Handeln fragen.
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