Frei von Tabus: FKK und Naturismus im historischen Überblick
Abgesehen davon, dass schon im antiken Griechenland und in den römischen Thermalbädern einst häufig auf Badebekleidung verzichtet wurde, hat die Freikörperkultur hierzulande seinen Ursprung im ausgehenden 19. Jahrhundert. 1898 wurde in Essen ein erster FKK-Verein gegründet, wenig später machte sich die Freikörperkultur auf in Richtung Berliner Umland und Ostseeküste.
Immer mal wieder gab es Konflikte zwischen Befürwortern des Nacktseins und passionierten Textil-Anhängern und längst nicht überall auf der Welt ist Nacktsein gestattet. Vor allem aber in Deutschland, Frankreich und den skandinavischen Ländern ist die Auswahl an FKK-Bademöglichkeiten und FKK-Erholungsgebieten groß.
Wobei FKK nicht einfach nur das bloße Weglassen der Kleidung umschreibt. Vielmehr ist es ein Aspekt einer größeren Lebensphilosophie, die verschiedene Auslegungen umfasst. So geht für den einen FKK mit sensorischen Aspekten einher (ohne klebrige Badehose am Körper ist es im Wasser einfach viel herrlicher), ein anderer zieht aus dem Nacktsein Selbstbewusstsein, denn einen Grund sich für sein Äußeres zu schämen, braucht wohl niemand zu haben. Auch das Prinzip der Gleichheit spielt für manche FKK-Begeisterte eine große Rolle, ebenso die direkte Verbundenheit zur Natur.
FKK-Urlaub: Was ist erlaubt und was eher unangebracht?
Während es in puncto Campingplätze für den Nackturlaub eine recht solide Auswahl gibt, ist Deutschland in Sachen FKK-Hotel noch etwas überschaubar aufgestellt.
Doch ganz gleich, ob der Urlaub auf den Campingplatz, in ein FKK-Hotel oder an die Nacktbadestellen von Seen und Strand führt, so gibt es Handlungsempfehlungen, die durchaus ernst zu nehmen sind. Hier sind einige davon:
- Im Zeitalter von Social Media mag es denkbar unwirklich erscheinen, doch Filmen und Fotografieren ist in FKK-Bereichen (insbesondere in sehr gut besuchten) unerwünscht. Möchte man doch fotografieren, dann ist unbedingt darauf zu achten, dass nur die Menschen auf der Aufnahme sind, die dieser ausdrücklich zugestimmt haben.
- Starren und „Begutachten“ ist ebenfalls im FKK-Urlaub nicht angebracht. FKK ist keine Fleischbeschauung, sondern eine Kultur(auslebung) der körperlichen Freiheit.
- Um dem Totschlagargument, FKK und Sexualität gehen Hand in Hand, entgegenzuwirken: Intimitäten und übermäßige Zärtlichkeiten haben ihren Platz im privaten, häuslichen, Raum; nicht in einem öffentlichen FKK-Bereich. Dessen sind sich FKK-Praktiker natürlich bewusst.
- Ein bisschen Etikette gehört auch zum Nackturlaub, wenngleich sich einige FKK-Anhänger natürlich vor genau solchen Konventionen distanzieren möchten. Grundsätzlich gilt: Nackt sitzt man nicht unbedingt im Schneidersitz oder mit gespreizten Beinen, es sei denn, man ist allein/unter sich.
- Nacktheit ist auch in Naturisten-Hotels nicht überall erlaubt. So ist Nacktsein in der Regel in Pools, an Stränden, auf Liegewiesen und bei den Outdoor-Sportangeboten gestattet, in Indoor-Bereichen wie Restaurants, Aufzügen, Rezeption etc. ist aber in der Regel auf (leichte) Kleidung zu achten.
FKK-Hotels in Deutschland: Tipps für einen gelungenen Urlaub
Die Suche nach einem reinen FKK-Hotel in Deutschland ist schnell erledigt, denn es gibt nicht sehr viele. Häufiger hingegen sind Hotels anzutreffen, in denen in bestimmten Bereichen FKK, bzw. Textilfreiheit gestattet ist. In nahezu allen Bundesländern finden sich Unterkünfte, in denen beispielsweise eigens FKK-Pools oder FKK-Zeiten für die Schwimmbecken etabliert sind. Sauna- und Wellnessbereiche (teilweise inklusive der dort befindlichen Bars/Gastronomieangebote) können ebenfalls nackt genossen werden; so auch das Sonnenbad auf einigen Liegewiesen des Außengeländes.
Grundsätzlich stehen die Deutschen der FKK verhältnismäßig offen gegenüber. Laut einer Statistik von 2021 fühlen sich gut 28 % der Frauen und Männer an Orten, wo sie sich nackt aufhalten, wohl, bzw. sehr wohl. Wobei auch gut ein Drittel aller Befragten einen Ort der öffentlichen Nacktheit gar nicht besuchen würden. Wer sich aber für den FKK-Urlaub (besonders im Sommer) entscheidet, sollte noch eine wichtige Sache beachten: Eincremen. Gründlich eincremen.
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