Begriffsklärung 1: Was erotische Literatur ist
- Erotische Literatur und pornografische Literatur sind zweierlei Dinge - gäbe es sonst zweierlei Adjektive? Die Abgrenzung ist wahrlich nicht leicht. Ein Versuch der Abgrenzung legt pornografische Literatur auf einen einzigen gewünschen Effekt fest: Sie soll in sexuelle Erregung versetzen.
- Die Unterscheidung ist vor allem auch deshalb schwer, weil das, was den einen aufreizt, den anderen abtörnt. Es gibt so viele Bücher, wie es Leser gibt, lässt sich vor allem in diesem Punkt hier wieder sagen. Die eine lässt ein Buch, auf dessen erster Seite sie schon das Wort "Schwanz" liest, angewidert fallen, der andere kauft - oder klaut es sogar! - gerade deshalb.
Begriffsklärung 2: Was ist Literatur für Frauen?
- Außerdem ist fraglich, ob es so etwas wie erotische Literatur für Frauen gibt, also erotische Literatur, die für Männer nicht geeignet ist, zumindest nicht ausschlielich. Denn es gibt auch Männer, die die "Brigitte" durchblättern und Frauen, die das eher für Männer gedachte Magazin GQ lesen.
- Manche Männer lesen gerade die Literatur, die als Frauenliteratur ausgewiesen ist. Ebenso lesen manche Frauen gerade ein Werk, wenn es angeblich für das andere Geschlecht gedacht ist.
Dennoch gibt es eine Reihe von Klassikern der erotischen Literatur, die es erlauben, ein wenig mehr Orientierung zu finden.
Klassiker der erotischen Literatur
- Ovids "Liebeskunst" gehört zu den Klassikern der erotischen Literatur. Dieses Werk hat einen stark instruierenden Charakter. Auch das Kamasutra gehört in die Gruppe der eher belehrenden erotischen Literatur.
- Choderlos de Laclos "Gefährliche Liebschaften" ist ein weiteres Werk, das relativ einhellig in die Kategorie der salonfähig gewordenen erotischen Literatur fällt. Auch Anais Nins Bücher zählen zur erotischen Literatur, die eher unterhalten will als belehren.
- Auf der Suche nach einem möglichen modernen Klassiker fällt Ihnen sicher "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche ein. Dieses Buch wurde auch in den einschlägigen Tageszeitungen besprochen und vom Literaturbetrieb wahrgenommen.
- Einige Jahre zurück liegt Catherine Millets "Das sexuelle Leben der Catherine M." Achten Sie darauf, wie autobiografisch ein Werk ist. Je autobiografischer es ist, desto erotischer ist es in der Regel. Darüber hinaus lässt sich sagen: Französischen Literatur gilt im Allgemeinen als freizügiger in Dingen Erotik als deutsche Literatur.
- Eine in den an erotischer Literatur interessierten Kreise bekannte Autorin ist Sophy Andresky. Sie schreibt "feministische Pornografie" mit vielen "masturbationstauglichen Sexszenen", glaubt man ihren eigenen Worten. Sie wird bei Heyne herausgegeben.
Weitere Orientierungshilfen
- Der Verlagsname: Er lässt Rückschlüsse auf die Qualität zu. Der Suhrkamp Verlag würde wohl kein Buch mit dem Titel "Fuck your friends" herausgeben.
- Der Buchtitel: Titel wie "Vögelfrei" oder "Fröhliches Gevögel" lassen eher auf billige, literarisch nicht anspruchsvolle, gar primitive erotische Literatur schließen.
- Hören Sie sich Hörproben an, lesen Sie Auszüge aus den Texten, um festzustellen, ob es ein Buch für Sie ist. Wenn etwa Wörter wie "Möse" oder "steifer Schwanz" sozusagen nackt im Text stehen, ist das ein gar nicht so schlechter Hinweis für die Art von erotischer Literatur, die sie vor sich haben.
- In literarisch anspruchsvollen Texten finden Sie Wörter wie "Orgasmus", "Schwanz", "geil" zumindest nicht schon gleich zu Beginn und der Ehrgeiz guter erotischer Autoren ist es oft, Umschreibungen zu finden oder gerade diese kruden Wörter nicht auszuschreiben. Statt: "Sie hat einen Orgasmus" könnte es etwa umschreibend heißen: "ein heißer Springbrunnen sprudelte in ihr hoch".
- Lesen Sie die erste Seite. Normalerweise haben Sie dann einen guten Eindruck vom gesamten Buch.
- Achten Sie auch auf das Cover. Sieht es eher nach Pornofilm aus oder ist darauf das Gemälde eines angesehenen Malers abgebildet?
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