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Erntedank im Kindergarten - Anregungen und Anleitung

Inhaltsverzeichnis

Kinder lieben traditionelle Feste.
Kinder lieben traditionelle Feste.
Der "Erntedank" drückt das Bewusstsein aus, als Mensch mit der Natur eng verkoppelt zu sein. Bereits zu Urzeiten empfanden die Bauern, die stets für die Ernte zu sorgen hatten, große Dankbarkeit, wenn sie eine gute Ernte einfahren konnten. Immerhin bedeutete eine gute Ernte Wohlergehen und Versorgtsein. Die enge Verbundenheit der Menschen zum Glauben und der Kirche führte dazu, dem empfundenen Dank in der Gemeinschaft Ausdruck zu verleihen. Die Kirchen griffen diese Naturverbundenheit und Dankbarkeit auf und es entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte das kirchliche "Erntedankfest". Kinder, die einen Kindergarten besuchen, erleben dieses Fest noch immer sehr nah.

Was Sie benötigen

  • Erntematerialien (Getreide, Obst usw.)
  • Holz- oder Metallkronengerüst
  • Getreideähren
  • Handmühle
  • Kräuter
  • Gemüse

Der Erntedank hat eine lange Tradition

  • Bereits in der Antike empfanden die Menschen Dankbarkeit, wenn eine gute Ernte Sicherheit anstatt Hunger, Tod und Leid einbrachte. Die Juden und Römer vor Christi feierten bereits bestimmte Rituale, um für eine gute Ernte zu danken. Von Ägyptern und Griechen ist bekannt, dass sie als "Erntedank" einige Gaben ihren Fruchtbarkeitsgöttern spendeten.
  • Die Kelten feierten aus Dank ein Korn- und Weinfest. Forscher vermuten, dass die Kelten ein Kornfest um den August-Monat und ein Weinfest im März feierten, denn der 23. September sowie der 20 März sind jeweils die zwei längsten Nächte im Jahr. Der "Erntedank" der Germanen zog sich über drei Tage hin. Die Germanen verehrten Odin als obersten Gott.
  • Um Odin für die gute Ernte zu danken, überließen sie seinem Pferd Sleipnir stets ein auf dem Acker verbleibendes Stück Korn und banden aus dem zuletzt geschnittenen Korn einen Kranz. Die Römer verehrten Ceres als Göttin des Ackers, sodass der Erntedank der Römer zum Fest Cerealia wurde. Daraus leitet sich im übrigen das Wort "Zerealien" für Getreide ab.
  • Die Ortsansässigkeit der katholischen Kirche in Rom führte dazu, das Fest der Cerealia zu einem kirchlichen Bestandteil zu machen. Man kann davon ausgehen, dass die bekannte traditionelle Festgestaltung des Erntedankfestes seit dem dritten Jahrhundert nach Christi von den Römern geprägt wurde. Kirchlich betrachtet gibt es keinen christlich-biblischen Grund für den Erntedank, denn das Christentum geht davon aus, dass Gott für seine Herde sorgt (1. Buch Moses 8,22).
  • Der Erntedank breitete sich durch Rituale der großen Bauernhöfe aus. Im westlich-europäischen Raum entwickelten sich um 1770 bäuerliche Bräuche, die bis heute bekannt sind, wobei sich die Festgestaltungen je nach Glaubensrichtung (Judentum, Islam, Hinduismus usw.) unterscheiden. Im deutschsprachigen Raum feierten die Menschen den Erntedank am Michaelistag (29. September, Namenstag des Erzengels Michael - "guter Fürsprecher"), denn das Wirtschaftsjahr (Lohnzahlungen ans Gesinde) endete an diesem Tag.

Das Erntedankfest im Wandel

  • Sobald das letzte Getreide geerntet war, spendierte der Bauer seinen Erntehelfern ein Fest und die Familie bedankte sich bei Gott für die gute Ernte durch Gebete und Erntegaben wie Getreide, Obst, Brot usw. Rituale wie das Erstellen einer Erntekrone (Kronenform aus Getreide) oder eines Erntehahns entwickelten sich. Je nach Gegend benannten die Menschen ihr Erntedankfest anders: Im Münsterland nannte man es "Stoppelhahn", weiter südlich hieß es "Harkennai" und um Minden herum "Erntebier".
  • Kinder veranstalteten "Heischeumzüge", indem sie von Hof zu Hof zogen, Lieder sangen und Erntegüter einsammelten. Etwa Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Erntedankfeste über die Bauernhöfe hinaus. Bauern luden Nachbarn und Verwandte aus der Stadt ein. Selbst der gesamte Ort nahm an den Erntedankfesten teil und man veranstaltete Erntedankfestumzüge, -bälle und die Wahl eines Erntekönigpaares.
  • Mit wachsender Industrialisierung verlor sich vielerorts die enge Verbindung zur Natur und Kirche. Die Bräuche des Erntedankfestes erscheinen fast wie Relikte. Ein Kindergarten kann Kindern die Möglichkeit bieten, die Abhängigkeit des Menschen von der Natur neu zu erleben. Seit 1972 feiert die katholische Kirche das Fest am ersten Sonntag im Oktober. Für einen katholischen Kindergarten ist dies immer ein Anlass, Kindern das den Brauch zu vermitteln.

So vermitteln Sie im Kindergarten das Erntedankfest

Das Erntedankfest bietet dem Kindergarten viele Möglichkeiten, bereits während des Jahres verschiedene Projekte und Lerneinheiten zielorientiert zu veranstalten. Indem Sie bei den Kindern das Bewusstsein für die Natur wecken, verbinden Sie den Sinn für Umweltschutz mit dem Empfinden der Dankbarkeit, das Menschen Hand in Hand arbeiten, um gemeinsam für das Überleben zu sorgen:

  • Führen Sie die Kinder in die Welt der Bauernhofarbeit ein. Besuchen Sie Bauernhöfe, die Kindern projektorientiertes Lernen anbieten, wie einer dieser Lernbauernhöfe.
  • Erkundigen Sie sich bei Ihrer örtlichen Landwirtschaftskammer, wo sich eine Mühle befindet, die Sie mit den Kindern besichtigen können.
  • Bitten Sie den Bäcker Ihres Ortes, seinen Betrieb mit den Kindern besuchen und besichtigen zu dürfen, und gehen Sie anschließend in ein Backwarengeschäft, um das Brot zu kaufen.
  • Legen Sie mit den Kindern ein kleines Übungsfeld bzw. Übungsbeet an, auf dem Sie etwas Getreide, Salat, Kartoffeln o. Ä. anpflanzen.
  • Lesen Sie kindgerechte Geschichten zu Bauernhöfen, Mühlen und Nahrungsmittel verarbeitenden Betrieben wie Bäckereien vor, und fordern Sie die Kinder anschließend auf, Bilder dazu zu malen.
  • Gestalten Sie Kochprojekte wie Gemüse kochen, Brot backen usw. (Verzichten Sie in diesem Zusammenhang auf das Erstellen von Salzteigdekoartikeln, denn das wirkt, erntedankmäßig betrachtet, verwirrend.)
  • Planen Sie gemeinsam mit den Kindern ein Kindergarten-Erntedankfest. Basteln Sie eine Erntekrone, spielen Sie Rollenspiele und singen Sie gemeinsam Lieder.
  • Eine erquickende Erfahrung in der Vorbereitung zum Erntedankfest kann es für Kinder sein, wenn Sie mit ihnen verschiedene Getreidesorten auf den Feldern beim Spaziergang entdecken oder einen Besuch in der Gärtnerei abhalten. Sehr gut die Natur nahebringen können Sie, wenn Sie mit Ihrem Kindergartenkind ein Erntedankbrot backen, aber vorher das Korn mit einer Handmühle vermahlen.
  • Zu den Vorbereitungen zu Hause für das Erntedankfest im Kindergarten gehört das Binden einer Erntekrone aus Garben, das Basteln eines Körbchens für die Erntedankgaben oder das Kochen einer Gemüsesuppe aus selbst geerntetem Gemüse und Kräutern.
  • In enger Zusammenarbeit mit der Kindergartenleitung werden Sie als Eltern sicher in Ihre Aufgaben eingewiesen, um Ihren Teil zum Erntedankfest beizutragen. Vielleicht obliegt Ihnen die Betreuung des Kartoffelfeuers oder die Überwachung des Bändertanzes. Ebenso könnten Sie die Tradition des Tischgebetes übernehmen. In Zusammenarbeit mit Kindergarten und Ihren Kindern werden Sie ein unvergessliches Erntedankfest feiern und genießen können!

Weitere Autoren: Marc Tilian

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