Die Elektronegativitätswerte sind relative Maßeinheiten, die durch Heranziehung bestimmter Skalen bestimmt werden, die auch eine Aussage über die Elektronegativität selbst treffen.
Was ist Elektronegativität?
- Elektronegativität ist eine Maßeinheit, die eine Aussage über die Fähigkeit eines Atoms treffen soll, Elektronenpaare an sich zu ziehen, wenn es sich in einer chemischen Bindung befindet. Das erste Elektronegativitätsmodell stellte Linus Pauling 1932 auf.
- Das Maß der Elektronegativität wird neben anderen Einflusswerten z. B. von der Kernladung und dem Radius eines Atoms bestimmt. Deshalb erlaubt die Elektronegativität Aufschlüsse über den Ionenbindungscharakter und die Polarität einer Bindung.
- Die Polarität, also die Bindung der getrennten Ladungsschwerpunkte in einer Atomgruppe, steigt an, je größer der Unterschied in der Elektronegativität der Elemente ist. Wenn Sie die Elektronegativitätswerte bestimmen, können Sie durch Berechnung der Differenz dieser Werte in Bezug auf Reaktionspartner eine Aussage über die Heftigkeit einer aktivierten Reaktion und zur chemischen Bindung treffen, die die durch diese Reaktion entstehenden Stoffe aufweisen werden.
- Wenn ein Atom eine sehr hohe Elektronegativität hat, wird es als elektronegativ bezeichnet, wenn ein Atom eine sehr niedrige Elektronegativität aufweist, nennt man dieses Atom elektropositiv. Man kann für den Normalfall sagen, dass der Elektronegativitätswert in einer Elementperiode von links nach rechts steigt und in einer Gruppe von Elementen von oben nach unten sinkt.
- Die Hauptschwierigkeit bei der Bestimmung der Elektronegativität ist, dass sich der Wert das Verhalten eines bestimmten Atoms beschreibt, aber nur, wenn es sich in einem Atomverband und in einer Einfachbindung befindet. Der Wert kann damit nicht bestimmt werden, indem ein einzelnes isoliertes Atom im Gaszustand betrachtet wird, wie es bei der Bestimmung der Ionisierungsenergie und der Elektronenaffinität gemacht wird. Der Elektronegativitätswert hängt vielmehr in einem hohen Maße davon ab, welche Atome und wie viele Atome sich mit dem betrachteten Atom im Atomverband befinden.
Verschiedene Skalen ergeben verschiedene Elektronegativitätswerte
- Die Elektronegativität kann auf verschiedene Arten bestimmt werden, was bereits ahnen lässt, dass es verschiedene Elektronegativitätswerte gibt.
- Die erste Skala, die Elektronegativitätswerte ausgibt, beruht auf dem von LP aufgestellten Elektronegativitätsmodell. Die Pauling-Skala gibt die Elektronegativitätsdifferenz zweier Atome (A, B) aus und soll ein Maß der Anteile an ionischer Bindung erstellen. Sie setzt jedoch voraus, dass zuvor die Bindungsdissoziationsenergien der Moleküle A–B, A2 und B2 experimentell ermittelt wurden.
- Durch verschiedene Ansätze wurde das von Linus-Pauling-Elektronegativitätsmodell mehrfach modifiziert. Jedes Einteilungssystem bringt eine eigene Skala an Elektronegativitätswerten hervor, heute werden neben der Skala von Pauling vor allem die Mulliken-Skala und die Allred-Rochow-Skala angewendet.
- Die Allred-Rochow-Skala wurde 1958 von Albert L. Allred und Eugene G. Rochow aufgestellt. Sie geht im Grundsatz von der Überlegung aus, dass die Elektronegativitätswerte sich proportional zu einer elektrostatischen Anziehungskraft verändern. Es handelt sich dabei um die Anziehungskraft, die die Kernladung abgeschirmt von den inneren Elektronen auf die Bindungselektronen ausübt.
- Die Mulliken-Skala wurde von Robert S. Mulliken auch schon 1934 aufgestellt. Hier werden die Elektronegativitätswerte als Mittelwerte aus der Elektronenaffinität und der Ionisationsenergie berechnet.
- Es gibt noch andere Elektronegativitäts-Skalen, die Skala von L. C. Allen errechnet z. B. die Elektronegativitätswerte nach dem Energiezustand der Valenzelektronen. Das macht eine spektroskopische Bestimmung möglich.
Bevor Sie also für eine chemische Aufgabe einen bestimmten Elektronegativitätswert heranziehen, müssen Sie sich entscheiden, mit welcher Skala zur Bestimmung der Elektronegativitätswerte Sie am zweckmäßigsten arbeiten.
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