Der lateinische Ursprung von „effektiv“ und „effizient“
Schlägt man ein herkömmliches Fremdwörterbuch auf, erhält man sowohl für den Begriff „effektiv“ als auch für den Begriff „effizient“ die Übersetzung „wirksam“. Das ist der Grund, weshalb Menschen diese beiden Wörter gerne verwechseln oder synonym verwenden. Bei der Erklärung des Fremdwortes wird nicht genügend auf den feinen, aber sehr wichtigen Unterschied eingegangen. Hier ist es hilfreich, zunächst einen Blick in das Lateinische zu werfen, denn aus dieser Sprache stammen beide Begriffe:
- „Effektiv“ kommt von dem lateinischen Nomen „effectus“, was so viel wie „Wirkung“ bedeutet. Demnach heißt „effektiv“ tatsächlich „wirksam“.
- „Effizient“ stammt vom lateinischen Partizip „efficiens“, das sich mit „bewirkend“ übersetzen lässt. Das lateinische Wort „efficiens“ ist das Partizip zu dem Verb „efficere“ (bewirken, zustande bringen, hervorbringen).
„Wirksam“ und „bewirkend“ sind nicht dasselbe
- „Wirksam“ (=effektiv) beschreibt eine Eigenschaft, die auf viele Dinge und Handlungen zutrifft.
- „Bewirkend“ (=effizient) setzt immer eine Handlung voraus.
- Ein Keil kann beispielsweise effektiv dazu eingesetzt werden, einen Schrank zu stützen. Er kann aber im eigentlichen Sinne nichts bewirken, da er als Sache nichts „tut“. Er handelt nicht. Demnach ist der Einsatz dieses Keils niemals effizient.
„Effektiv“ und „effizient“ im sprachlichen Kontext
Besonders wichtig für den richtigen Gebrauch von Wörtern, insbesondere Fremdwörtern, ist der sprachliche Kontext.
- „Effektiv“ heißt so viel wie „wirksam“ und kann überall eingesetzt werden, wo man beschreiben möchte, dass etwas „Wirkung zeigt“.
- „Effizient“ hat in der Regel immer eine ökonomische Komponente. Einzelne Handlungen oder ganze Prozessabläufe werden im modernen Management gerne daraufhin untersucht, ob sie auch „effizient“ sind. Dabei bezieht sich das „Bewirkende“ im ökonomischen Sinne immer auf den Kosten-Nutzen-Effekt. Je weniger ein Unternehmen einsetzen muss, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen (besser: ein Ziel zu erreichen), desto effizienter ist dieses Mittel.
Der Unterschied an einem Beispiel erklärt
Der US-amerikanische Ökonom erklärte mit wenigen Worten einmal den Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz:
- Effektivität heißt, die richtigen Dinge zu tun.
- Effizienz heißt, die Dinge richtig zu tun.
Dabei geht diese einfache Übersetzung auf seinen Aufsatz im Harvard Business Review von 1963 zurück (Peter Ferdinand Drucker: Managing for Business Effectiveness. Mai-Juni 1963, S. 53 - 60). Dementsprechend heißt:
- effektiv handeln: auf ein Ziel/Ergebnis hinzuwirken,
- effizient handeln: durch den Einsatz der richtigen Mittel sein Ziel zu erreichen.
Welche Mittel sind die richtigen? In der Ökonomie ist immer das richtig, was viel Nutzen bringt und Kosten spart. Ein einfaches, nicht-ökonomisches Beispiel kann das verdeutlichen:
Karl will einen großen Stein hochheben, der für ihn aber viel zu schwer ist. Er trainiert und trainiert, setzt immer mehr Muskeln an und schafft es nun, unter größter Kraftanstrengung den Stein hochzuheben. Sein Training war somit effektiv. Klaus steht vor demselben Stein, will aber nicht so lange warten wie Karl. Schon gar nicht will er so hart und schweißtreibend dafür trainieren. Er überlegt kurz, nimmt einen kleineren Stein und eine lange Stange. Er platziert den kleineren Stein in der Nähe des großen als Hebelpunkt und setzt die Stange an, die nun den großen Stein mühelos hochhebt. Klaus‘ Vorgehen war natürlich auch effektiv, da er den Stein bewegen konnte. Vor allem aber war sein Handeln effizient, da er kaum Kraft und nur sehr wenig Zeit dafür einsetzen musste.
Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?