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Doppelte Kontingenz - eine Erklärung des Begriffs

Kommunikation wirkt der doppelten Kontingenz entgegen.
Kommunikation wirkt der doppelten Kontingenz entgegen.
Sie beschäftigen sich mit den Sozialwissenschaften und den Theorien Niklas Luhmanns? Dann ist es hilfreich zu wissen, was die doppelte Kontingenz ist.

Niklas Luhmann und die Schwierigkeiten der Systemtheorie

Niklas Luhmann (1927 - 1998) war ein sehr bekannter und anerkannter Sozialwissenschaftler. Bei vielen Studenten ist er allerdings nicht sonderlich beliebt, da seine Theorien sehr abstrakt und somit auch sehr kompliziert sind. Luhmanns Spezialität war die sogenannte Systemtheorie (zurückgehend auf Talcott Parsons' Strukturfunktionalismus), bei der menschliches Denken und Verhalten auf Grundsätze pauschalisiert wird, die so abstrakt sind, dass man sie praktisch in jeder Gesellschaftsform anwenden kann. Wenn Sie sich mit der doppelten Kontingenz beschäftigen müssen, sollten Sie sich also darauf einstellen, dass es sich dabei um einen sehr theoretischen Begriff handelt. Doch zum Glück lässt sich dieser Begriff in der Erklärung leicht mit dem "wahren Leben" in Verbindung bringen.

Was ist die doppelte Kontingenz?

  • Zunächst einmal können Sie sich merken, dass die doppelte Kontingenz für den Menschen nichts Gutes ist.
  • Stellen Sie sich vor, zwei völlig Fremde begegnen einander zum ersten Mal. Sie werden beide Erwartungen an den jeweils anderen haben - Erwartungen, die dessen Verhalten betreffen, aber auch Erwartungen, die dessen Erwartungen an den jeweils anderen betreffen.
  • Und genau dieser Zustand nennt sich doppelte Kontingenz: Es ist das gegenseitige Erwarten von Erwartungen und Handlungen.
  • Sie können sich denken, dass bei zwei völlig Fremden die Menge der möglichen zu erwartenden Handlungen und Gegenerwartungen riesig ist. Selbst bei Menschen, die man kennt, ist das Spektrum noch sehr groß: "Was wird der andere gleich tun? Hat er einen guten oder schlechten Tag? Was erwartet er von mir? Sollte ich nach seinem Befinden fragen?"
  • Die Situation sorgt also für Verunsicherung auf beiden Seiten. Deshalb ist jetzt Kommunikation nötig: Wer lächelt und dem anderen signalisiert, dass er freundlich ist, blendet schon mal einen ganz großen Teil des Möglichkeitenspektrums aus.
  • Kommunikation ist also in der Systemtheorie ein Mittel zur Kontingenzreduktion.
  • Als Kommunikation ergeben sich mit der Zeit soziale Muster, die zur Routine werden - ein Dialog an der Supermarktkasse läuft beispielsweise immer ziemlich gleich ab, die doppelte Kontingenz ist auf ein Minimum reduziert.

Fazit: Sozialisation, also Vergesellschaftung, wirkt kontinuierlich der verunsichernden doppelten Kontingenz entgegen.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
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