Herkunft und Verwendung des Adjektivs diegetisch
- Das Wort diegetisch leitet sich vom Begriff Diegese ab, das seine Herkunft im Altgriechischen hat und so viel wie Erörterung, weitläufige Erzählung und Ausführung bedeutet.
- Heutzutage wird der Begriff vor allem in der Kunstgeschichte und der Literaturwissenschaft verwendet. Dabei hat das Wort hier verschiedene Bedeutungsnuancen.
- So beschreibt Diegese in der Kunstgeschichte das Verhältnis zwischen dem Abgebildeten und dem Rezipienten. Eine dargestellte Person kann z. B. mit "Blickkontakt" den Betrachter mit in das Geschehen des Bildes einbeziehen.
- Andererseits kann das Universum des Bildes auch in sich geschlossen sein, und der Rezipient übernimmt die Funktion eines unabhängigen Beobachters.
Verwendung in der Literaturwissenschaft
- In der Literaturwissenschaft ist die Diegese die erzählte Welt. Das Adjektiv diegetisch bezieht sich dementsprechend auf die Welt, die innerhalb des Textes geschaffen wird. Diese Begrifflichkeit und die damit verbundene Theorie gehen auf den französischen Literaturwissenschaftler Gérard Genette zurück.
- Am häufigsten wird der Begriff verwendet, um zu definieren, ob ein Element in einem Text zur erzählten Welt gehört oder außerhalb davon steht.
- Ist ein Element ein Teil der Diegese, wird es als intradiegetisch oder einfach diegetisch bezeichnet. Ist es kein Teil der erzählten Welt, ist es extradiegetisch.
- Die beiden Adjektive können auf Erzählstränge, Handlungsebene oder Erzähler beziehen. Die Beziehung des Erzählers kann nach Genette allerdings noch genauer definiert werden: Ein homodiegetischer Erzähler ist ein Charakter der erzählten Welt, ein heterodiegetischer Erzähler nicht.
- Heutzutage wird das Adjektiv diegetisch, sowie der Begriff Diegese mit Ausnahme in der Kunst- und Literaturwissenschaft sehr selten verwendet.
- Der Duden listet diegetisch mit der allgemeinen Bedeutung "erzählend" und "erörternd" auf. Als zusätzlicher Hinweis wird aber angegeben, dass seine allgemeine Verwendung veraltet ist.
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