Den Takt eines Gedichts herausfinden
Bevor Sie das Versmaß bestimmen können, ist es wichtig, den Takt eines Gedichtes herauszufinden. Hier können Sie von der Musik ausgehen.
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Lesen Sie den Vers laut vor sich hin.
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Klopfen Sie alle betonten Silben mit.
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Überall, wo Sie jetzt geklopft haben, können Sie einen senkrechten Strich unter die Silbe machen.
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Zählen Sie die Silben vom ersten bis zum zweiten gesetzten Strich. Haben Sie einen Takt mit zwei Silben, ist also immer ein Strich pro Takt vorhanden. Der Takt beginnt jeweils mit einer betonten Silbe. Merken Sie jedoch, dass die Abstände zwischen den Strichen variieren und mal eine betonte Silbe auf die andere betonte Silbe folgt, dann aber wieder eine unbetonte dazwischen ist, haben Sie sehr wahrscheinlich drei Silben pro Takt. Hier haben Sie dann immer zwei Striche in einem Takt. Sollten Sie keines der beiden genannten Muster wiederfinden, haben Sie vielleicht auch keinen regelmäßigen Takt.
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Jetzt kennen Sie den Takt Ihres Verses. Entweder ist er mit zwei oder mit drei Silben pro Takt vertreten. Je nachdem, was Sie nun herausgefunden haben, können Sie die Versmaße nach den unten genannten Kriterien herausfinden.
So bestimmen Sie das Versmaß
Der Name des Versmaßes gibt Ihnen an, wie die betonten Silben in Ihren Versen verteilt sind.
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Der Jambus sagt Ihnen, dass Sie zwei Silben pro Takt haben. Die erste Silbe ist jeweils betont, die zweite unbetont. Ihr Vers beginnt sofort mit einem vollen Takt. Goethe schreibt zum Beispiel in seinem Zauberlehrling den Jambus: "Hât der âlte Hêxenmêister..."
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Im Trochäus dagegen beginnt der Vers mit einem halben Takt und somit mit einer unbetonten Silbe. Der Wechsel von betonter und unbetonter Silbe gleicht aber ansonsten dem des Jambus. Wernicke schreibt "An einen hungrigen Poeten": "Dir brîngt, o Jâmbus, nîchts dein Flêiß..."
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Der Daktylus gibt Auskunft über einen Vers mit Takten, in denen drei Silben vorkommen. Hierbei ist die erste Silbe betont und die weiteren beiden unbetont. Schiller schreibt in "Würde der Frauen": "Êhret die Frâuen! sie flêchten und wêben..."
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Der Anapäst hat genau wie der Daktylus drei Silben pro Takt. Allerdings sind hier die ersten beiden Silben unbetont und die letzte Silbe ist betont. Goethe schreibt in "Pandora": "Alle blînken die Stêrne mit zîtterndem Schêin..."
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Und das letzte Versmaß, welches Sie bestimmen können, ist der Amphibrachys. Auch er hat drei Silben pro Takt, wobei allerdings nur die mittlere betont gelesen wird. George schreibt in der zweiten Strophe in "Wenn einst dies Geschlecht sich": "Wenn jê dieses vôlk sich aus fêigem erschlâffen..."
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