Männer und Frauen sind gleichermaßen von Blasenschwäche betroffen
Obwohl die Blasenschwäche eine Volkskrankheit ist, sind konkrete Aussagen zur Häufigkeit schwierig. Ursächlich dürfte unter anderem die große Dunkelziffer sein, da eine Harninkontinenz nach wie vor ein Tabuthema ist. Das erklärt, warum vermutlich nur 15 % der Betroffenen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die Häufigkeit einer Blasenschwäche liegt bei der männlichen Bevölkerung bei rund 10 %, wobei es hier deutliche Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen gibt.
- Der Hauptrisikofaktor für Männer, eine Blasenschwäche zu entwickeln, ist das Alter. Als junger Mann werden Sie bis zum 40. Lebensjahr kaum eine Harninkontinenz entwickeln.
- Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Gefahr einer Blasenschwäche für Sie an. Ursächlich sind in erster Linie Prostataerkrankungen. Rund 8 % aller Männer und 20 % aller Frauen entwickeln in dieser Altersgruppe unkontrollierten Urinverlust.
- Ab dem 70. Lebensjahr nimmt Ihr Inkontinenzrisiko deutlich zu, denn dann sind bereits rund 30 % aller Männer davon betroffen. Das liegt in erster Linie daran, dass sich zusätzlich zu Prostataerkrankungen die Alterungserscheinungen der Harnblase bemerkbar machen. Die Häufigkeit einer Blasenschwäche bei Männern ist in dieser Altersgruppe genauso hoch wie bei Frauen.
Formen der Harninkontinenz beim Mann
Als Blasenschwäche oder Harninkontinenz bezeichnet man den unkontrollierten beziehungsweise unfreiwilligen Harnverlust. Die Inkontinenz ist streng genommen keine Erkrankung, sondern ein Symptom, dem verschiedene Ursachen zugrunde liegen.
- Bei der Belastungsinkontinenz führt körperliche Anstrengung dazu, dass Sie ohne die Empfindung von Harndrang Ihren Urin verlieren. Auslöser können Husten, Niesen, Lachen und körperliche Bewegung sein. Diese Form der Blasenschwäche wurde früher als „Stressinkontinenz“ bezeichnet und ist auf eine Störung der Harnröhre zurückzuführen, deren sicherer Verschluss nicht mehr gewährleistet ist. Eine Belastungsinkontinenz kann sich entwickeln, wenn Sie sich wegen einer Prostatavergrößerung oder eines Prostatakarzinoms einer ausgedehnten Prostataoperation unterzogen haben.
- Bei der Dranginkontinenz verspüren Sie einen abrupten Harndrang, der so intensiv ist, dass Sie ihn nicht mehr unterdrücken können und es zum ungewollten Wasserlassen kommt. Ursächlich ist das unkontrollierte Zusammenziehen der Muskulatur innerhalb der Harnblase, die wir normalerweise nur dann betätigen, wenn wir die Harnblase bewusst entleeren wollen.
- Der Urinverlust bei der Dranginkontinenz entwickelt sich unabhängig von der Füllung Ihrer Harnblase und hat nichts mit einer übervollen Blase zu tun. Typisch sind die Symptome einer überaktiven Blase, die dazu führt, dass Sie häufig kleine Mengen an Urin verlieren, was sich auch während der Nacht mehrfach wiederholt.
- Das unkontrollierte Zusammenziehen der Blasenmuskulatur bei der Dranginkontinenz wird häufig durch neurologische Erkrankungen ausgelöst. Sie können diese Form der Blasenschwäche entwickeln, wenn Sie beispielsweise einen Schlaganfall erlitten haben, an der Parkinsonerkrankung oder einer multiplen Sklerose leiden. Auch ein Diabetes mellitus, chronische Blasenentzündungen sowie chronischer Alkoholmissbrauch können ursächlich sein.
- Bei der Überlaufinkontinenz ist die Harnblase permanent prall mit Urin gefüllt und kann nicht kontrolliert entleert werden. Wie bei einem überlaufenden Gefäß werden Sie dann den Urin tropfenweise verlieren. Typisch sind ein häufiger Harndrang, kleine Harnmengen beim Wasserlassen und das dauerhafte Gefühl, die Blase nicht komplett zu entleeren.
- Eine Überlaufblase kann sich entwickeln, wenn Sie an einer Prostatavergrößerung oder Verengung der Harnröhre leiden und die Blase sich gegen einen erhöhten Widerstand entleeren muss. Weitere Ursachen sind eine Schwäche der Harnblasenmuskulatur und eine Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur.
- Statistisch gesehen werden Sie als Mann mit großer Wahrscheinlichkeit an Drangsymptomen leiden, wie das bei über 90 % aller Männer mit Blasenschwäche der Fall ist. Frauen mit einer Blasenschwäche hingegen entwickeln in rund 75 % der Fälle eine Belastungsinkontinenz.
Basisuntersuchungen bei Blasenschwäche
Der wichtigste Ansprechpartner bei einer Blasenschwäche ist der Hausarzt, der die Abklärung der Problematik entweder selbst durchführt oder an einen Urologen verweist.
- Wenn Sie an einer Blasenschwäche leiden, brauchen Sie sich nicht vor Ihrem Arzt zu schämen. Das, was Sie hier im Artikel über die Blasenschwäche bei Männern erfahren, ist Ihrem Arzt nicht neu. Er wird Ihnen versichern, dass Sie nicht der einzige Mann auf der Welt mit diesem Problem sind.
- Ihr behandelnder Arzt kann mit einigen wenigen Fragen bereits klären, welche Form der Harninkontinenz bei Ihnen vorliegt. Wenn Sie zum Beispiel bei einem Hustenstoß Urin verlieren, ist das ein Zeichen für eine Belastungsinkontinenz.
- Falls Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, müssen auch diese besprochen werden. Zahlreiche Wirkstoffe begünstigen eine Harninkontinenz, sei es als Nebenwirkung oder als Wechselwirkung verschiedener Präparate untereinander. Dazu gehören beispielsweise Betablocker, Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Diuretika, aber auch frei verkäufliche Arzneimittel.
- Zur körperlichen Untersuchung gehört bei Männern eine Tastuntersuchung der Prostata. Hierzu führt der Arzt den Finger über den After ein, kann die Prostata abtasten und sie hinsichtlich Größe, Verhärtungen oder Knotenbildung beurteilen. Die Untersuchung ist sicher nicht angenehm, bereitet in der Regel aber keine Schmerzen und ist innerhalb kürzester Zeit erledigt.
- Zur Basisdiagnostik gehört ein Miktionsprotokoll. Als Miktion wird medizinisch das Entleeren der Harnblase bezeichnet. Bei dem Protokoll müssen Sie nichts anderes machen, als über mehrere Tage Ihre tägliche Trinkmenge und Ihre Miktionshäufigkeit inklusive der Urinmenge notieren.
- Vermutlich kommt auch ein Pad- oder Vorlagentest auf Sie zu, mit dem der Schweregrad Ihrer Blasenschwäche abgeschätzt werden kann. Dazu tragen Sie in Ihrem Schlüpfer eine Vorlage und müssen beispielsweise 100 Treppenstufen steigen, 10-mal kräftig husten oder eine Minute auf der Stelle hüpfen. Die Vorlage wird vor und nach dem Test gewogen, womit die unkontrolliert abgegangene Urinmenge abgeschätzt werden kann.
- An Laboruntersuchungen wird im Rahmen der Basisdiagnostik zunächst nur eine Urinuntersuchung durchgeführt. Dadurch kann geklärt werden, ob eventuell eine Entzündung Ihre Blasenschwäche verursacht hat.
- Nächste Station ist eine Ultraschalluntersuchung Ihrer Bauchorgane. Hauptaugenmerk ist die Bestimmung der Restharnmenge, die Aufschluss darüber gibt, ob Sie beim kontrollierten Wasserlassen die Blase komplett entleeren können. Bleibt nach dem Wasserlassen Urin in der Blase zurück, kann Ihr Arzt das bei der Ultraschalluntersuchung sehen.
Behandlungsmöglichkeiten einer Harninkontinenz
Je nach Ursache und Art der Blasenstörung sowie ihrer Ausprägung kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht.
- Bei jüngeren Männern wirken sich Veränderungen im Lebensstil positiv auf den Grad einer Harninkontinenz aus. Vor allem die Reduktion von Übergewicht verbessert oftmals überraschend gut das Inkontinenzproblem. Sollten Sie an einer Adipositas leiden, ist die Gewichtsnormalisierung ein vordringliches Ziel.
- Sie sollten Wirkstoffe meiden, die die Urinproduktion als Nebenwirkung steigern. Dazu gehören Alkohol und Nikotin.
- Bei einer Dranginkontinenz können Sie das Fassungsvermögen Ihrer Harnblase durch ein Blasentraining erhöhen. Nach einem festen Fahrplan, den Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt festlegen, muss die Blase entleert werden - unabhängig davon, ob Harndrang besteht oder nicht.
- Führt das Blasentraining für Sie zu einem nur unbefriedigenden Ergebnis, kann eventuell auch eine medikamentöse Behandlung versucht werden. Der verschreibungspflichtige Wirkstoff Acetylcholin vermag die Blasenfunktion zu verbessern, allerdings ist die Abbruchrate wegen der Nebenwirkungen - am häufigsten Mundtrockenheit, Juckreiz und Verstopfung - relativ hoch.
- Liegt bei Ihnen eine Prostatavergrößerung vor, die bereits zu Blasenentleerungsstörungen und insbesondere zur Restharnbildung von über 100 Milliliter führt, werden Sie um einen operativen Eingriff kaum herumkommen. Moderne OP-Verfahren, die über die Harnröhre durchgeführt werden, führen heutzutage zu sehr guten Ergebnissen.
- Bei der Belastungsinkontinenz wird man Ihnen ein Beckenbodentraining empfehlen, um den Verschlussmechanismus der Blase durch die Beckenbodenmuskulatur zu unterstützen. Ungemein wichtig ist es jedoch, dass eine Beckenbodengymnastik unter qualifizierter Anleitung erlernt wird. Beckenbodengymnastik in Eigenregie und mit nicht ausreichend geschultem Personal hat geringe Erfolgsraten. Kontaktmöglichkeiten zu entsprechend qualifizierten Physiotherapeuten können unter anderem über die Deutsche Kontinenzgesellschaft in Erfahrung gebracht werden.
- Spricht die Belastungsinkontinenz nur unzureichend auf ein gezieltes Beckenbodentraining an, kommen auch operative Maßnahmen infrage. Ihr Ziel ist es, den unkontrollierten Harnaustritt zu stoppen. Welches Verfahren infrage kommt, kann nur in einem ärztlichen Gespräch unter Würdigung der verschiedenen Untersuchungsergebnisse mit Ihnen geklärt werden.
- Kann die Blasenschwäche - aus welchem Grund auch immer - nicht behoben werden, sollten Sie Wert auf eine gute Versorgung mit Inkontinenz-Hilfsmittel legen. Dazu gehören zum Beispiel Vorlagen, die es auch für Männer gibt, und kondomähnliche Urinale, die den unkontrolliert austretenden Urin auffangen. Auf der Website www.men50plus.de können sich Männer schnell und diskret mit allen wichtigen Informationen versorgen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Harnverlust
Durch vorbeugende Maßnahmen können Erkrankungen verhindert oder in ihrem Schweregrad verringert werden. Das gilt auch für die Blasenschwäche.
- Neben Ihrem Alter sind die wichtigsten Risikofaktoren für eine Blasenschwäche der Diabetes mellitus und das Übergewicht. Leiden Sie an Diabetes, sollten Sie dafür sorgen, dass mit ärztlicher Hilfe die Zuckerwerte immer gut eingestellt sind.
- Gehen Sie gegen Ihr Übergewicht vor. Sie beugen damit nicht nur einer Blasenschwäche vor, sondern auch Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel dem Diabetes mellitus.
Der Text ersetzt keine ärztliche Beratung.
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