Wann kann man ausziehen
- Oftmals sind die sozialen Verhältnisse im Elternhaus problematisch. Wer wünscht sich da nicht Privatsphäre in den eigenen vier Wänden? In manchen Branchen sind Ausbildungsplätze rar. So kann es vorkommen, dass die Ausbildungsstelle vom Wohnort der Eltern aus schwer zu erreichen ist. Ausziehen in der Ausbildung kann dann sinnvoll sein.
- Wenn Sie sich in der Ausbildung befinden, noch bei Ihren Eltern wohnen, ausziehen möchten, und hierfür staatliche Hilfe benötigen, brauchen Sie eine schriftliche Erlaubnis vom Arbeitsamt.
- Die Erlaubnis zum Auszug steht Ihnen zu, sobald Ihre Ausbildungsstelle weit von dem Wohnort der Eltern entfernt ist, oder wenn in Ihrem Elternhaus soziale Probleme vorherrschen, so dass ein weiterer Aufenthalt dort für Sie nicht zumutbar wäre.
- Das Arbeitsamt lehnt diesbezügliche Anträge zum Ausziehen während der Ausbildung sehr oft ab, schließlich bedeuten sie mehr Kosten. Lassen Sie sich in solch einem Fall aber nicht entmutigen. Schreiben Sie einen Widerspruch. Sollten Sie auch damit keinen Erfolg haben, besorgen Sie sich einen Rechtsberatungsschein beim Amtsgericht, und suchen Sie einen Anwalt für Sozialversicherungsrecht auf.
Finanzielle Unterstützung in der Ausbildung
Auszubildenden, die nicht mehr bei den Eltern wohnen oder bereits eine schriftliche Erlaubnis zum Ausziehen während der Ausbildung in der Hand halten, stehen folgende Leistungen zu:
- Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) von der Bundesagentur für Arbeit: Sie dient der Herstellung der Chancengleichheit sowie der Verringerung von ungleichem Zugang zu Bildungsofferten und hat das Ziel, auch weniger gut situierten jungen Leuten eine Ausbildung zu ermöglichen.
- Alle Auszubildenden unter 25 Jahren, die ihren eigenen Haushalt führen oder demnächst bei den Eltern ausziehen und deren Eltern nicht so üppig verdienen, haben einen Anspruch auf BAB.
- Steht Ihnen der Bezug von BAB zu, steht Ihnen eventuell auch noch ein Mietzuschuss vom Arbeitsamt zu beim Auszug während der Ausbildung. Dieser Zuschuss wird genehmigt, falls diese Beihilfe nicht ausreichen sollte, die Kosten Ihrer Unterkunft zu decken. Den Zuschuss zur Miete können inzwischen auch Auszubildende erhalten, deren BAB-Antrag abgelehnt wurde, weil ihre Eltern zu viel Geld haben.
- Allerdings darf die Wohnung im Preis und der Größe gewisse Angemessenheitskriterien nicht überschreiten. Sollte sie doch größer und/oder teurer sein, müssen Sie die Differenz selbst bezahlen.
Ausziehen in der Ausbildung ohne BAB
Sollten Sie kein BAB erhalten, gibt es noch andere Optionen, um an finanzielle Unterstützung heranzukommen, wenn Sie während der Ausbildung ausziehen.
- Sie könnten einen Antrag auf Wohngeld beim Wohnungsamt stellen. Allerdings benötigen Sie hierfür ein gewisses, wenn auch geringes Einkommen.
- Handelt es sich um eine vergütete Ausbildung, und der Lohn reicht nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern, können Sie Wohngeld beantragen, wenn Sie während der Ausbildung ausziehen. Allerdings darf der Lohn auch nicht die Höchstgrenze - hierfür wird der Steuerfreibetrag zugrunde gelegt - überschreiten.
- Schwieriger wird es, wenn Sie in der Ausbildung nichts verdienen. Wer nichts hat, außer wohlsituierten Eltern, bekommt auch keine Sozialleistungen. In dem Fall können Sie es trotzdem bei dem Arbeitsamt mit einem BAB-Antrag versuchen. Dort müssen Sie nachweisen, dass das Verhältnis zu Ihrer Familie problematisch ist oder gar kein Kontakt besteht.
- Sollten Sie tatsächlich kein BAB erhalten, empfiehlt sich ein kleiner Nebenjob, z. B. für 200-300 Euro pro Monat. Dadurch sind Sie zum Bezug von Wohngeld berechtigt, wenn Sie während der Ausbildung ausziehen.
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