Alle Kategorien
Suche

08/15 - die Bedeutung einfach erklärt

08/15 haben schon Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg verwendet.
08/15 haben schon Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg verwendet. © Henryk Niestrój / pixabay.com
Ein T-Shirt kann genauso 08/15 sein, wie eine langweilige und schon tausendmal dagewesene Mottoparty. Man spricht immer von 08/15, wenn etwas gewöhnlich, belanglos, mittelmäßig, alltäglich oder langweilig ist. Was bedeutet 08/15, wie wird es verwendet und woher kommt der Ausdruck?

Was bedeutet 08/15 und wie wird es verwendet?

08/15 steht für Standard, nichts Besonderes, gewöhnlich und langweilig. Immer wenn man von 08/15 spricht, dann ist es in der Regel nicht freundlich, sondern abwertend gemeint. Der Begriff steht für ohne jegliche Originalität, persönlichen Note, auf ein alltägliches Muster festgelegt und damit für öde Langeweile.

Die Redewendung 08/15 findet in der deutschen Sprache in vielen Situationen Anwendung. Ich habe Beispiele für die Verwendung des Begriffes 08/15 im umgangssprachlichen Bereich und ihre eigentliche Bedeutung für Sie zusammengestellt:

  • „Die Klamotten sehen total 08/15 aus“. (Die Klamotten sind wirklich nichts Besonderes.)
  • „Das Tor war nur 08/15“. (Das war keine große Leistung. Das hätte jeder schießen können.)
  • „Mir gefällt die Wandfarbe nicht, die ist einfach nur 08/15.“ (Die Farbe ist langweilig und öde. Ich hätte gerne etwas Auffälligeres.)
  • „Das Restaurant ist 08/15.“ (Das Essen bekommt man überall, es steht auf jeder zweiten Speisekarte. Das Restaurant ist nicht besonders exklusiv.) 

Woher kommt die Bezeichnung 08/15?

Hierfür muss man in der Geschichte zurückgehen und findet gleich drei Erklärungen für den Ursprung der Redewendung, welche sich alle um das historische Maschinengewehr mit der Bezeichnung 08/15 drehen.

Soldatensprache

Der Begriff 08/15 wurde aus der Soldatensprache irgendwann in die Umgangssprache übernommen. Bei der Bezeichnung geht es um ein im Jahr 1908 eingeführtes, günstiges und schnell herzustellendes Maschinengewehr (MG 08), welches im Jahr 1915 weiterentwickelt wurde und dann unter dem Namen MG 08/15 zu zweifelhafter Berühmtheit kam. Warum es zum Inbegriff der Langeweile wurde, lässt sich nur vermuten. Nachdem die Soldaten im Ersten Weltkrieg mit dem Gewehr täglich ein stundenlanges monotones und ermüdendes Training absolvieren mussten, stand dieser Begriff schnell im Zusammenhang mit langweiliger Routine, nach dem Motto: „Was liegt heute an?“ Antwort: „Wie immer 08/15.“

Massenware

Die zweite Erklärung dreht sich ebenfalls um den Ersten Weltkrieg und hat mit der Weiterentwicklung und der hohen Produktionszahl der Waffe zu tun. Die Bezeichnung stand dabei für die Fortschreibung der alten Version vom Modell 1908 (MG 08), welche durch die Neuentwicklung im Jahr 1915 dann zur Version 08/15 wurde. Das war das gleiche Prinzip, nach dem auch heute die Namen der verschiedenen Softwareversionen vergeben werden. So wie Windows 1.0 irgendwann zu Windows 11.0 oder Office 2021 bald zu Office 2024 wird, so gab es damals das MG 08/15.

Im Ersten Weltkrieg haben die Hersteller ständig an Verbesserungen der Waffen gearbeitet, deshalb kam im Krieg jedes Jahr ein neues Modell heraus. Im ersten Jahr des Krieges 1914 kam die 08/14 und im Jahr 1915 die 08/15 und so ging das dann immer weiter bis schließlich zur 08/18.

Nach Einführung des Maschinengewehrs war dann aber auch bald wegen der schnellen Herstellung des Gewehres bei großer Stückzahl, denn im Krieg brauchte man viele Waffen, ein Verlust der Materialqualität feststellbar. Außerdem nahm die Fehlerhäufigkeit zu. Demnach stand der Begriff 08/15 dann für geringe Qualität und Massenware.

Standardisierung

Die dritte Theorie besagt, dass das MG 08/15 in gewisser Weise den Beginn einer großen Vereinheitlichungswelle einläutete. Es war das erste einheitlich, landesweit standardisierte Maschinengewehr, welches im ganzen Deutschen Reich verwendet wurde. Damit stellt es den Beginn der deutschen Industrienormen dar. Der Verschluss der MG 08/15 bestand aus einem Kegelstift, dessen Maße im Jahr 1918 zur ersten staatlichen Industrienorm erklärt wurden. Das war die DIN 1.

Diese allererste Norm DIN 1 beschreibt also den Kegelstift, der im Gewehr eingesetzt wurde. Somit könnte der Ausdruck am Anfang mal für Norm und für Standard gestanden haben und damit aber auch für nichts Außergewöhnliches oder gar Kreatives.

Nach der ersten DIN 1 wurden dann auch in Fahrrad- oder Schreibmaschinenfabriken standardisierte Teile hergestellt. In diesem Zusammenhang gesehen bedeutet 08/15 also ein durchschnittlicher Standard.

Aber nur weil diese Erklärungen spannend und interessant sind, heißt das nicht unbedingt, dass sie auch stimmen. Der für Industrienormen zuständige Verein DIN e.V. hält die DIN-Norm-Theorie, die 08/15 mit „Nichts Besonderes, weil standardisiert“ gleichsetzt eher für unwahrscheinlich. Welche Theorie halten Sie für die richtige? Vielleicht steckt ja auch in allen Theorien ein Fünkchen Wahrheit.

„Das ist nur 08/15“, sagt sich schnell mal und ist meistens nicht besonders freundlich gemeint. Sie wissen jetzt, was der Ausdruck bedeutet, in welchen Situationen man ihn anwendet und welche Theorien sich um seine Herkunft ranken.

helpster.de Autor:in
 Ines Kieselhorst
Ines KieselhorstInes hat als Ausgleich zu Ihrer Tätigkeit als Autorin und Texterin die Gartenarbeit entdeckt. Als Kind einer Handwerkerfamilie ist sie mit dem Heimwerken aufgewachsen und bastelt gerne im Allgemeinen aber auch mal praktische Konstruktionen für den Garten.
Teilen: